Wundinfektionen
Eine Wunde in der Haut kann die Folge einer Verletzung, eines Bisses oder eines chirurgischen Eingriffs sein. Solche Wunden können sich mit Bakterien infizieren und eine Wundinfektion auslösen.
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https://deximed.de/home/klinische-themen/chirurgie/patienteninformationen/komplikationen/wundinfektionen/Was ist eine Wundinfektion?
Definition
Eine Wunde in der Haut kann die Folge einer Verletzung, eines Bisses oder eines chirurgischen Eingriffs sein. Die Wunde kann mit Bakterien und anderen Keimen infiziert werden und sich entzünden.
Trotz richtiger Behandlung kommt es vor, dass einige Wunden nur langsam verheilen. Ursache einer verzögerten Heilung kann auch eine Wundinfektion sein.
Symptome
Typischerweise ist die Wundheilung verzögert. Allmählich treten Rötung, Schwellung, Überwärmung und Schmerzen auf, und evtl. kommt es zu Eiterbildung in und um die Wunde herum. Die umliegenden Lymphknoten können geschwollen sein. In einigen Fällen ist die Infektion so weit fortgeschritten, dass die Bakterien sich weiter im Körper ausbreiten und die Betroffenen Fieber bekommen können.
Ursachen
Bei Bisswunden kommt es häufig zu Mischinfektionen mit mehreren Keimen. Selten können auch spezifische Krankheitserreger (z. B. Tetanus) übertragen werden. Wenn offene Wunden in Kontakt mit Meerwasser kommen, können Vibrionen Wundinfektionen hervorrufen.
Verschiedene Erreger können Wundinfektionen nach einem chirurgischen Eingriff verursachen (postoperative Wundinfektion). Die Keime können von den Patient*innen selbst stammen oder aus der Umgebung aufgenommen werden. Insbesondere in Krankenhäusern kommt es häufig vor, dass die verantwortlichen Bakterien Resistenzen gegenüber mehreren Antibiotika ausgebildet haben, sog. multiresistente Erreger (z. B. MRSA).
Das Risiko für Wundinfektionen hängt u. a. von Alter und Geschlecht der Patient*innen, Vorerkrankungen sowie Art und Dauer der Operation ab.
Häufigkeit
- Wundinfektionen kommen relativ häufig vor, insbesondere dann, wenn die Wunde unter unhygienischen Bedingungen entstanden ist, z. B. durch einen Sturz, bei dem Straßenschmutz in die Wunde dringt.
- Wundinfektionen nach Operationen sind die häufigsten im Krankenhaus erworbenen Infektionen.
Untersuchungen
- In vielen Fällen ist eine Wundinfektion leicht anhand der Symptome festzustellen.
- Ggf. kann ein Abstrich aus der Wunde untersucht werden. Der Abstrich wird vorzugsweise mit einem Wattestäbchen aus der Wunde entnommen und an ein mikrobiologisches Labor geschickt. Dort wird das Material einige Tage lang kultiviert, und das Labor identifiziert die Art der Bakterien und testet, welche Antibiotika am besten gegen genau diese Bakterienart wirken. Es dauert nach der Entnahme meist einige Tage, bis das Ergebnis aus dem Labor vorliegt.
- Zudem können Blutuntersuchungen durchgeführt werden.
- Bei einer tiefer liegenden Infektion ist eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll.
Behandlung
Lokale Behandlung
- In der Regel wird eine gründliche Reinigung der Wunde vorgenommen.
- Falls sich Eiter gebildet hat, der nicht abfließen kann, eröffnen Ärzt*innen die Wunde. Abgestorbenes Gewebe und Beläge werden entfernt.
- Zur Wundreinigung können einfache Kochsalzlösung oder lokale, keimtötende Mittel (Antiseptika) verwendet werden, während lokale Antibiotika selten einen besonderen Nutzen haben.
- Die Wahl der Wundauflage richtet sich nach der Phase der Wundheilung. Sie soll ein feuchtes Wundmilieu erhalten.
Medikamente
- Wenn sich die Infektion ausbreitet, bekommen Sie in der Regel Antibiotika zum Einnehmen, z. B. als Tabletten.
- Bei schweren Infektionen oder bestimmten Erkrankungen kann es notwendig sein, Antibiotika direkt in den Blutkreislauf (per Infusion) zu verabreichen.
- Wenn das Ergebnis der Bakterienkultur vorliegt, kann es in einigen Fällen notwendig sein, das Antibiotikum zu wechseln.
- Bei einer Infektion mit multiresistenten Erregern (z. B. MRSA) wird das Antibiotikum auf Grundlage der Resistenzbestimmung gewählt.
Vorbeugung
- Der Infektion von Operationswunden wird durch Hygienemaßnahmen vor, während und nach der Operation vorgebeugt.
- Bestehende Infektionen sollten vor der Operation behandelt werden.
- Ggf. erfolgt eine Untersuchung auf multiresistente Erreger (z. B. MRSA).
- Patient*innen sollten vor der Operation mit Seife duschen oder baden.
- In bestimmten Fällen werden vorbeugend Antibiotika verabreicht.
- Nach der Operation wird die Wunde mit einer sterilen Wundauflage abgedeckt, die nach 48 Stunden gewechselt wird.
Seltene Komplikationen
- In sehr seltenen Fällen tritt eine sehr aggressive Infektion auf, die sich schnell in das umgebende Gewebe „frisst“ (nekrotisierende Weichteilinfektion). Typisch für eine solche Erkrankung sind starke Schmerzen, die nicht im Verhältnis zu dem äußeren Erscheinungsbild der Wunde stehen. Dazu kommt ein allgemeines Krankheitsgefühl. Bei Verdacht auf eine solche Infektion muss sofort eine umfassende chirurgische Reinigung und Versorgung der Wunde erfolgen.
- Eine Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis) kann entstehen, wenn Bakterien direkt vom Infektionsherd oder über den Blutweg in den Knochen eindringen. Dies kann eine schwere Komplikation einer Wundinfektion sein und sollte im Krankenhaus behandelt werden.
- In seltenen Fällen kann sich aus einer Wundinfektion eine Sepsis (Blutvergiftung) entwickeln.
Weitere Informationen
Autorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden