Erniedrigter Kalziumspiegel (Hypokalzämie)
Ein zu niedriger Blutkalziumspiegel kann ein Anzeichen für eine Grunderkrankung sein. Hier finden Sie eine Übersicht über die häufigsten Ursachen.
Zuletzt bearbeitet: Zuletzt revidiert:
Was ist Hypokalzämie?
- Kalzium ist ein im Körper vorkommendes chemisches Element. Kalzium ist nicht nur ein wichtiger Baustein des Skeletts, sondern auch äußerst wichtig für die ordnungsgemäße Funktion einer Reihe verschiedener Zelltypen im Körper, einschließlich Nervenzellen und Muskelzellen.
- Der Körper eines durchschnittlichen Erwachsenen enthält bis zu 1,4 kg Kalzium, nur ca. 0,1 % davon befinden sich im Blutserum.
- Hypokalzämie bedeutet, dass der Kalziumwert im Blut zu niedrig ist. Bei einer Hypokalzämie liegt der Kalziumspiegel im Serum unter 2,1 mmol/l (oder ionisiertes Serumkalzium unter 1,1 mmol/l). Bitte beachten Sie hier aber auch immer die Referenzwerte des Labors, mit dem Ihre Arztpraxis zusammenarbeitet.
- Als Symptome einer akuten Hypokalzämie treten am häufigsten Krampfanfälle, Herzrhythmusstörungen oder Fehlempfindungen auf.
- Ist die Hypokalzämie chronisch, kann es ebenfalls zu Muskelschwäche und Fehlempfindungen kommen, aber auch zu neuropsychologischen Störungen, Hautveränderungen und Sehstörungen.
Was kann die Ursache sein?
Häufige Ursachen
- Vitamin-D-Mangel
- Die häufigsten Ursachen für einen Mangel an Vitamin D sind wenig Sonnenlicht und eine verringerte Nahrungsaufnahme oder eine verminderte Aufnahmefähigkeit über die Nahrung.
- Schwerer Vitamin-D-Mangel kann zu Hypokalzämie führen.
- Hypoparathyreoidismus
- Unter Hypoparathyreoidismus versteht man eine Funktionsbeeinträchtigung der Nebenschilddrüsen. In den Nebenschilddrüsen wird Parathormon (PTH) gebildet, welches den Kalziumspiegel im Blut erhöht.
- Ein Hypoparathyreoidismus kann als Autoimmunerkrankung oder als Folge von Operationen oder einer Strahlentherapie des Halses auftreten.
- Chronische Nierenkrankheit
- Ein niedriger Kalziumwert ist eines von vielen Anzeichen für eine chronische Nierenkrankheit.
- Eine chronische Nierenkrankheit entwickelt sich im Laufe der Zeit und ist von Müdigkeit, Übelkeit, Atemnot, Knochenschmerzen sowie Juckreiz geprägt.
- Akute Pankreatitis
- Häufige Ursachen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung sind Alkoholmissbrauch oder Gallensteine.
- Es treten akut starke Schmerzen in der Bauchmitte auf. Manchmal strahlen die Schmerzen nach hinten zum Rücken aus. Patient*innen sitzen oft in einer nach vorne gebeugten Schutzhaltung.
- Ein niedriger Kalziumwert ist einer von vielen abweichenden Werten bei einer akuten Pankreatitis.
- Sepsis (Blutvergiftung)
- Eine Sepsis ist eine lebensbedrohliche Organfehlfunktion, die durch eine überschießende Immunantwort auf eine Infektion verursacht wird.
- Hyperventilation
- Hyperventilation ist eine zu schnelle und zu tiefe Atmung, die dazu führt, dass vermehrt Kohlendioxid abgeatmet wird. Dies kann zu Schwindel und Ohnmacht führen, ist in der Regel aber harmlos und ungefährlich.
Seltene Ursachen
- PTH-Resistenz (Pseudohypoparathyreoidismus)
- Bei einer PTH-Resistenz wird zwar genug PTH ausgeschüttet, es kann seine Wirkung jedoch nicht entfalten. Ursache dafür können genetische Mutationen sein.
- Die Symptome entwickeln sich häufig erst im Lauf der Kindheit mit unterschiedlicher Ausprägung.
- Vitamin-D-Resistenz
- Bei einer Vitamin-D-Resistenz ist genug Vitamin D vorhanden, es kann jedoch die Kalziumaufnahme über den Darm nicht ordnungsgemäß aktivieren.
- Durch Medikamente verursacht
- Verschiedene Medikamente können zu einer Hypokalzämie führen, beispielsweise Herz-, Epilepsie- oder Krebsmedikamente.
- Hypomagnesiämie
- Ein Mangel an Magnesium kann zu verminderter PTH-Sekretion und damit zu einer Hypokalzämie führen.
- Andere ernstzunehmende Erkrankungen
- Knochenmetastasen bei Krebserkrankungen können ebenfalls zu einer Hypokalzämie führen.
Wann sollten Sie ärztliche Hilfe suchen?
- Ausgeprägte Muskelkrämpfe können ein Grund sein, den Kalziumspiegel im Serum zu überprüfen.
- Oft wird ein niedriger Kalziumwert im Zusammenhang mit einer Untersuchung bei Verdacht auf eine andere schwere Erkrankung gefunden.
Untersuchungen
- Je nachdem, ob der Kalziumspiegel akut oder langsam gesunken ist, können unterschiedliche Symptome erkannt werden.
- Lebensstil, Vorerkrankungen und eingenommene Medikamente können Hinweise auf die zugrunde liegende Krankheit geben.
- Bei der körperlichen Untersuchung wird besonders auf die Haut, das Herz und mögliche neurologische Beschwerden geachtet.
- Es werden Bluttests durchgeführt, um Blutwerte, Nierenfunktion und Leberfunktion zu untersuchen.
- Bei Bedarf kann eine Elektrokardiografie oder eine Ultraschalluntersuchung der Niere durchgeführt werden.
- Oft zeigt sich die Grunderkrankung deutlich – z. B. chronische Nierenkrankheit, Nebenschilddrüsenerkrankung oder akute Pankreatitis – und Sie werden an eine entsprechende Facharztpraxis überwiesen oder in ein Krankenhaus eingewiesen.
- Auch wenn die Diagnose unklar ist, erhalten Sie in der Regel eine Überweisung zu Spezialist*innen.
Behandlung
- Je nach zugrunde liegender Störung kommen verschiedene Medikamente für die Behandlung einer Hypokalzämie in Betracht. Bei einem Mangel wird der entsprechende Stoff zugeführt.
- Besonders bei einer chronischen Hypokalzämie wird Kalzium als Ersatz verabreicht.
- Bei einem Vitamin-D-Mangel wird Vitamin D ersetzt.
- Ansonsten wird die zugrunde liegende Erkrankung entsprechend behandelt.
- Bei einer akuten Hypokalzämie wird zusätzlich zur üblicherweise intensivmedizinischen Behandlung der Grunderkrankung ebenfalls Kalzium zugeführt.
- Die Blutwerte werden im Verlauf regelmäßig kontrolliert, damit der Kalziumspiegel im unteren Normbereich bleibt. Auch die Natrium- und Phosphatwerte sollten bei Ersatz nicht zu hoch sein.
Weitere Informationen
- Hypoparathyreoidismus
- Vitamin-D-Mangel
- Chronische Nierenkrankheit
- Akute Pankreatitis
- Sepsis (Blutvergiftung)
- Hyperventilation
- Hypokalzämie – Informationen für ärztliches Personal
Autor
- Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien