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Genitale Herpesinfektion

Es handelt sich um eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus (HSV) im Genitalbereich (Herpes genitalis). Zwei verschiedene Virenarten werden unterschieden: HSV-1 und HSV-2.

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Was ist eine genitale Herpesinfektion?

Definition

Herpes im Genitalbereich kann durch zwei verschiedene Herpes-Virus-Typen verursacht werden, HSV-1 und HSV-2. Meist führt HSV-2 zur genitalen Infektion, seltener HSV-1.

In der Regel erfolgt die Übertragung über sexuellen Kontakt. Eine HSV-Infektion kann sowohl im Rahmen der ersten Ansteckung als auch durch Reaktivierung der Viren Symptome verursachen. In der Mehrzahl der Fälle bleibt sie jedoch symptomlos. Eine Infektion mit HSV bleibt lebenslang bestehen, da die Viren in Nervenzellkörpern (Ganglien) verbleiben.

Symptome

Der Erstausbruch (Primärinfektion) erfolgt einige Tage nach Ansteckung. Bei vielen Infizierten kommt es zu keinen Beschwerden. Der Erstausbruch kann aber auch sehr unangenehm sein.

Die äußeren Genitalien röten sich, schwellen an und sind empfindlich. Allmählich bilden sich schmerzhafte Bläschen im Genitalbereich. Diese platzen bald, und es bilden sich kleine Wunden. Der Ausbruch führt häufig zu Müdigkeit, Kopfschmerzen und Fieber. Häufig kommt es auch zu Gelenkschmerzen. Das Wasserlassen kann ebenfalls sehr schmerzhaft sein. Auch die Lymphknoten in den Leisten können anschwellen, vor allem bei einer Erstinfektion.

Viele, aber nicht alle Betroffenen, leiden an rezidivierenden (wiederkehrenden) Herpes-Ausbrüchen. Nachfolgende Infektionen (Schübe) verlaufen oft milder als die Erstinfektion sowie mit weniger Bläschen und Wunden. In der Regel kommt es auch hier zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl und oft zu deutlichen Schmerzen, auch wenn sich nicht mehr so viele Bläschen bilden.

Ursachen

HSV-1 ist auf sexuellem Weg übertragbar, meist erfolgt die Ansteckung jedoch über die Lippen oder Mundschleimhaut, häufig bereits in der Kindheit. HSV-1 verursacht vor allem den typischen Lippenherpes, mit Bläschen im Mundbereich, kann aber auch zu Genitalherpes führen (z. B. beim Oralsex besteht die Gefahr einer Übertragung vom Mund auf die Genitalien).

HSV-2 wird fast nur sexuell übertragen. Die sexuelle Übertragung geschieht z. T. über Sekrete, z. T. über direkten Kontakt mit infizierten Schleimhäuten. HSV-2 verbreitet sich vorzugsweise durch Geschlechtsverkehr oder anderen Kontakt von genitaler Schleimhaut/Haut mit Schleimhaut/Haut.

Das Virus wandert entlang der Nervenbahnen und ruht danach in den sog. Nervenganglien. Befindet sich das Virus in der Ruhephase (Latenzphase), treten keine Symptome auf. Das Virus kann jedoch reaktiviert werden, erneut die Nerven bis zur Haut entlangwandern und zu wiederholten Ausbrüchen an gleicher Stelle führen. Spätere Ausbrüche verlaufen meist harmloser als die erste Episode.

Auch ohne sichtbare Läsionen können Herpesviren aus den Genitalien oder dem Mund abgesondert werden.

Studien legen aber nahe, dass eine konsequente Anwendung von Kondomen sehr empfehlenswert ist. Es ist allerdings damit zu rechnen, dass ein Kondom keinen vollständigen Schutz bietet, da es nicht den gesamten Genitalbereich bedeckt.

Häufigkeit

  • Etwa 70–80 % der Fälle von Genitalherpes werden durch HSV-2 ausgelöst.
  • Davon verursachen nur 20–30 % der Infektionen deutliche, typische Symptome.
  • 90 % der Bevölkerung hat eine Erstinfektion mit HSV-1 durchgemacht.
  • 20–40 % der Bevölkerung hat im Alter zwischen 20 und 40 J. eine Infektion mit HSV-2 erworben.

Unterschiede bei Frauen und Männern

  • Untersuchungen zufolge sind über 85 % aller Frauen in Deutschland HSV-1-positiv, mehr als 15 % HSV-2-positiv.
  • Bei den Männern sind über 80 % aller Männer in Deutschland HSV-1-positiv und etwa 10 % HSV-2-positiv.

Untersuchungen

Die ärztliche Diagnose wird auf der Grundlage typischer Symptome wie schmerzhafte Bläschen, gefolgt von Wund- und Schorfbildung gestellt. Vor allem bei der Erstinfektion sind oft auch die Lymphknoten in den Leisten vergrößert tastbar.

Ein Abstrich der Bläschenflüssigkeit mit Nachweis der Viren im Labor bestätigt die Diagnose. Der Abstrich sollte 2 Tage nach Beginn der Symptome erfolgen.

Behandlung

Medikamente

Bei einer Erstinfektion wird die Behandlung mit Arzneimitteln empfohlen, die die Vermehrung des Virus und die Aktivität hemmen und die Infektionsübertragung verringern (z. B. Aciclovir, Famciclovir oder Valaciclovir). Diese sollten möglichst als Tabletten angewendet werden.

  • Die Medikamente verkürzen die Episode um ca. 3 Tage, die Phase mit lokalen Schmerzen um ca. 2 Tage, die Virusausscheidung um ca. 7 Tage und die Zeit bis zum Abheilen der Läsionen um ca. 6 Tage.
  • Die Behandlung dauert 7–10 Tage, abhängig von der Symptomschwere und dem Rückgang der Symptome.

Bei wiederholtem Auftreten einer Genitalherpesinfektion ist meist ist keine medikamentöse Behandlung notwendig, sie kann jedoch die Dauer des Krankheitsschubs verkürzen und Beschwerden lindern und sollte deshalb bei einem schweren Schub angeboten werden.

Weitere Maßnahmen

Eine medikamentöse Behandlung ersetzt keine anderen Maßnahmen, um die Ausbreitung dieser sexuell übertragbaren Infektion zu unterbinden. Sie sollten ein Kondom verwenden und Partner*innen darüber informieren, dass Sie ansteckend sind. Eine medikamentöse Behandlung und Kondomverwendung beseitigt die Ansteckungsgefahr nicht vollständig, verringert aber das Infektionsrisiko. Während Symptome wie Schmerzen und Bläschen vorhanden sind, sollten Betroffene keinen Sex haben.

Schwangerschaft

Schwangere Frauen, die sich erstmals während einer Schwangerschaft mit HSV-2 infizieren, können das Virus auf ihr Neugeborenes übertragen, z. B. über Bläschen im Genitalbereich während der vaginalen Geburt. Daher sind in solchen Fällen besondere Maßnahmen während der Geburt erforderlich, ggf. ein Kaiserschnitt.

Einweisung ins Krankenhaus

Üblicherweise können Patient*innen die Infektion von zu Hause aus behandeln. Eine Einweisung in die Klinik kann jedoch nötig sein, wenn z. B. sehr starke Schmerzen vorliegen, bei Komplikationen wie Ausbreitung der Infektion auf die Hirnhäute, bei einer Schwangerschaft, geschwächtem Allgemeinzustand oder Immunschwäche.

Schwere oder lebensbedrohliche Komplikationen sind selten und betreffen vor allem immungeschwächte, z. B. HIV-infizierte Patientinnen.

Was können Sie selbst tun?

  • Wundpflege: Leitungswasser in Körpertemperatur kann zum vorsichtigen Abspülen der befallenen Areale/wunden Stellen verwendet werden.
  • Seifenwasser wird nicht empfohlen.
  • Bei schlechter Wasserqualität kann isotone Kochsalzlösung verwendet werden.
  • Keine engen Hosen tragen. Locker sitzende Kleidung ist von Vorteil.
  • Den betroffenen Bereich sauber und trocken halten, um eine weitere Infektion z.B. durch Verunreinigung zu vermeiden.
  • Schmerzen lassen sich durch schmerzstillende Salben wie z.B. Lidocain, lindern.
  • Läsionen möglichst nicht berühren und nach einem Kontakt immer die Hände waschen.
  • Sexuelle Abstinenz während der akuten Episode

Prognose

  • Die meisten Infizierten entwickeln keine Symptome, können aber zeitweise das Virus absondern.
  • Erneute Infektionen (Rezidive)
    • Wurde die Erstinfektion durch HSV-1 ausgelöst, kommt es selten zum Wiederauftreten.
    • Bei einer Infektion mit HSV-2 hingegen liegt die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs bei 80–90 %.
    • Häufig nimmt die Frequenz der Krankheitsschübe im Lauf der Jahre ab.
    • Frauen sind seltener von Rezidiven betroffen als Männer.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin