Zellveränderungen am Gebärmutterhals
Zellveränderungen können Vorstadien von Krebserkrankungen am Gebärmutterhals darstellen. Als Vorstadien bezeichnet man Veränderungen, die sich zu krebsartigen Veränderungen entwickeln können, aber noch nicht als Krebs bezeichnet werden.
Was sind Zellveränderungen am Gebärmutterhals?
Zellveränderungen können Vorstadien von Krebserkrankungen im Gebärmutterhals sein. Als Vorstadien bezeichnet man Veränderungen, die sich zu krebsartigen Veränderungen entwickeln können, aber noch nicht als Krebs bezeichnet werden. In diese Entwicklung kann man eingreifen und dadurch verhindern, dass Krebs entsteht. In den meisten Fällen entwickeln sich Zellveränderungen auch ohne Behandlung nicht zu Krebs, aber Sie sollten sich unbedingt untersuchen lassen. Dadurch haben Sie die Möglichkeit eines ärztlichen Befundes, und eventuelle Vorstadien können auf schonende Weise frühzeitig behandelt werden.
Das Wort „Zellveränderungen“ umfasst sowohl die Entwicklung anormaler Zellen als auch Vorstadien von Gebärmutterhalskrebs. Vorstadien von Gebärmutterhalskrebs werden auch Dysplasien genannt. Diese gibt es in mehreren Stadien. Eine Zellprobe gibt leicht Aufschluss über leichte oder höhergradige Zellveränderungen. Auch bei hochgradigen, unbehandelten Zellveränderungen besteht keine Gewissheit, dass sich daraus Krebs entwickelt. In vielen Fällen bilden sich Zellveränderungen von selbst zurück.
Eventuelle Veränderungen können Frauenärzt*innen mittels einer Zellprobe („Pap-Abstrich“) erkennen, die in der oberen Schicht des Gebärmutterhalses entnommen wird. Üblicherweise wird zwischen drei Stufen von Veränderungen unterschieden, genannt zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN): CIN 1, CIN 2 und CIN 3, das einem sog. Carcinoma in situ (Krebsvorstufe) entspricht. CIN 1 wird als niedriggradige Plattenepithelveränderung, CIN 2 und CIN 3 als hochgradige Plattenepithelveränderungen angesehen. Darüber hinaus gibt es die Drüsenzellatypien, die keiner Gradeinteilung unterliegen, aber auf Vorstadien eines sog. Adenokarzinoms, das von Drüsenzellen ausgeht, hindeuten können.
Symptome
Zellveränderungen verursachen keine Symptome einer Erkrankung. Die Veränderungen werden in der Regel durch Zellproben bei den regelmäßigen Untersuchungen in der gynäkologischen Praxis festgestellt.
Ursachen
Die Oberfläche des Gebärmutterhalses unterliegt einer ständigen Zellerneuerung. Die Zellen in der sog. Transformationszone sind leicht reizbar und können sich bei einer Schädigung in bösartiger Richtung weiterentwickeln. Eine HPV-Infektion (Ansteckung mit humanen Papillomaviren) geht fast immer der Entwicklung von Zellveränderungen und Gebärmutterhalskrebs voraus. Das Virus überträgt sich durch Geschlechtsverkehr. Es gibt mehrere Umstände, die eine negative Entwicklung von Zellveränderungen begünstigen können:
- frühzeitiger Geschlechtsverkehr und häufiger Partnerwechsel, vor allem bei fehlender Prävention (Kondome)
- Langzeiteinnahme von kombinierten oralen Kontrazeptiva („Pille“)
- geschwächtes Immunsystem, z. B. durch HIV-Infektion oder Medikamente
- Ansteckung mit mehreren HPV-Typen
- andere Infektionen der Geschlechtsorgane
- häufige Geburten
- Rauchen.
Häufigkeit
Laut einer Modellrechnung haben 7 von 100 Frauen Zellveränderungen am Gebärmutterhals, bei 2–3 % der Frauen liegen Zellveränderungen vom Grad CIN 2 oder 3 vor.
Untersuchungen
- Die Zellveränderungen im Gebärmutterhals zeigen in der Regel keine Symptome und sind mit bloßem Auge nicht erkennbar, sondern werden als Zellprobe („Pap-Abstrich“) bei einer gynäkologischen Untersuchung entnommen und dann zur mikroskopischen Auswertung in ein Labor geschickt.
- Wenn eine solche Probe Veränderungen zeigt, werden Folgeuntersuchungen veranlasst und wenn der Verdacht weiter besteht, erfolgt eine Überweisung an Spezialist*innen.
- Zur weiteren Abklärung auffälliger Abstriche kann ein HPV-Test durchgeführt werden.
- Bei niedriggradigen Zellveränderungen und einem positiven HPV-Test wird die Patientin zur Scheidenspiegelung (Kolposkopie) und Biopsie an eine Facharztpraxis überwiesen.
- Auch bei höhergradigen Zellveränderungen in der Zellprobe wird eine Scheidenspiegelung (Kolposkopie) durchgeführt. Diese Untersuchung dient dazu, den Umfang der Zellveränderungen festzustellen. Im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung wird die Schleimhaut des Gebärmutterhalses mit einer Spezialkamera untersucht.
- In Verbindung mit dieser Kolposkopie werden kleine Gewebeproben (Biopsien) entnommen, die dann mikroskopisch untersucht werden. Die Untersuchung kann leicht schmerzhaft sein. Eventuell erfolgt auch eine leichte Ausschabung der Zellen vom Gebärmutterhals. Auf diese Weise erhält man Zellen aus einem größeren Bereich für die Mikroskopie. Nach diesen Untersuchungen kann eine leichte Blutung auftreten, sodass die Verwendung einer Slipeinlage erforderlich sein kann.
Behandlung
- Das Ziel der Behandlung ist es, einer Krebsentwicklung vorzubeugen.
- Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedene Grade von Zellveränderungen. Das Vorgehen sieht je nach dem festgestellten Typ etwas unterschiedlich aus.
- Bei niedriggradigen Veränderungen (CIN 1) wird zunächst abgewartet und nach 6 Monaten eine Kontrolluntersuchung durchgeführt.
- Wenn eine hochgradige Zellveränderung (CIN 3) in der Gewebeprobe bestätigt wird oder wenn eine niedriggradige Veränderung über 12–24 Monate fortbesteht, erfolgt eine Konisation. Dabei wird ein kegelförmiges Stück vom äußeren Ende des Gebärmuttermundes entnommen, z. B. mithilfe einer elektrischen Heizschlinge (LEEP-Konisierung) oder mittels Laser.
- Nach der Operation können Blutungen auftreten.
- Das entnommene Gewebe wird zur Untersuchung eingeschickt. Nach einigen Tagen wird der Befund übermittelt und mit Ihnen besprochen und Ihnen das weitere Vorgehen erläutert.
- Die Behandlung mit Konisation führt bei über 95 % der Patientinnen unabhängig vom Grad der Zellveränderungen zu einer vollständigen Heilung.
- Bei Frauen bis 24 Jahren kann auch bei höhergradigen Zellveränderungen (CIN 2 oder 3) zunächst abgewartet werden. Der Gebärmutterhals wird dann in regelmäßigen Abständen mittels Kolposkopie (Scheidenspiegelung) kontrolliert. Wenn die Zellveränderungen länger als 24 Monate (bei CIN 2) bzw. 12 Monate (bei CIN 3) bestehen, sollten sie entfernt werden (siehe oben).
- Bei Frühstadien des sog. Adenokarzinoms, das von Drüsenzellen ausgeht, wird die Gebärmutter operativ entfernt (Hysterektomie), wenn die Familienplanung bereits abgeschlossen ist.
Vorbeugung
Früherkennungsuntersuchung
- Frauen sollten ab dem Alter von 20 Jahren regelmäßig die Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung wahrnehmen, die in Deutschland im Abstand von einem Jahr empfohlen werden.
- Bei der Untersuchung wird mithilfe eines Spatels oder Wattestäbchens und einer kleinen Bürste eine Zellprobe vom Gebärmutterhals („Pap-Abstrich“) entnommen. Diese wird anschließend unter einem Mikroskop untersucht.
- Ab 2020 wird im Rahmen eines organisierten Screenings bei Frauen ab 35 Jahren zusätzlich ein Test auf eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) durchgeführt. In dieser Altersgruppe soll die Untersuchung bei unauffälligen Befunden nur noch alle 3 Jahre erfolgen.
Impfung
- Die Impfung gegen HPV wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9–14 Jahren empfohlen. Sie sollte ggf. bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden, möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr.
- Beide derzeit zugelassenen Impfstoffe schützen nachweislich vor einer HPV-Infektion und vor Zellveränderungen, die durch die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18 hervorgerufen werden. Erste Studien zeigen auch, dass bei geimpften Frauen seltener Gebärmutterhalskrebs entsteht als bei nicht geimpften.
- Die HPV-Impfung beugt nicht nur Gebärmutterhalskrebs vor, sondern schützt wahrscheinlich auch vor durch HPV verursachte Tumoren an vielen anderen Stellen wie z. B. Schamlippen, Scheide, After, Penis und Mundhöhle, einer der beiden zugelassenen Impfstoffe auch vor Warzen des Genitalbereichs.
- Als Nebenwirkungen der Impfung können Reaktionen an der Impfstelle, Kopfschmerzen und Schwindel auftreten.
- Da von den Impfstoffen nicht alle krebserregenden HPV-Infektionen verhindert werden, sollten auch geimpfte Frauen weiter regelmäßig die Früherkennungsuntersuchungen in der Frauenarztpraxis wahrnehmen.
Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung
Prognose
Zellveränderungen vom Grad CIN 1 bilden sich in 57 %, vom Grad CIN 2 in 43 % der Fälle von selbst zurück. Höhergradige Zellveränderungen (CIN 3) bleiben in über 56 % der Fälle bestehen.
Weitere Informationen
- Krebsabstrich vom Gebärmutterhals
- Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV)
- Gebärmutterhalskrebs
- Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie)
- Rauchen schadet Ihrer Gesundheit
- Warum sollten Sie das Rauchen aufgeben, und wie gelingt es?
- Zervix-Präkanzerosen – Informationen für ärztliches Personal
- Ständige Impfkommission (STIKO): Schutzimpfung gegen HPV
Autorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden