Orale Herpes-simplex-Infektion
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Definition:
Symptomatische orale Infektion mit Herpes-simplex-Viren, meist vom Typ HSV-1, gelegentlich auch HSV-2. Mit Befall der Mundschleimhaut (Gingivostomatitis) oder Haut-Schleimhaut-Übergangszone der Lippen (Herpes labialis).
Häufigkeit:
Die Gingivostomatitis ist die häufigste Manifestation einer symptomatisch verlaufenden primären HSV-Infektion im Kindesalter. Meist verläuft die Primärinfektion jedoch asymptomatisch. Rezidive meist als Herpes labialis.
Symptome:
Bei der symptomatisch verlaufenden Erstinfektion früh im Verlauf vesikuläre Läsionen in der Mundhöhle. Die Betroffenen haben lokale Schmerzen, Beschwerden beim Essen und Trinken, fühlen sich allgemein unwohl und haben meist Fieber. Beim Herpes labialis Juckreiz, Brennen, Stechen.
Befunde:
Bei Gingivostomatitis schmerzhafte Läsionen der bukkalen und gingivalen Mukosa und der Zunge mit Hypersalivation. Eng nebeneinander lokalisierte, mit Flüssigkeit gefüllte, gelbliche Vesikel und sich daraus bildende Ulzerationen. Evtl. zusätzlich periorale vesikuläre Läsionen. Meist vergrößerte zervikale Lymphknoten. Beim Herpes labialis liegen die Vesikel in der Haut-Schleimhaut-Übergangszone der Lippen. Die Bläschen platzen, ulzerieren und bilden innerhalb von 24–48 Stunden Krusten.
Diagnostik:
Klinische Untersuchung, ggf. Virologie, ggf. weitere Laboruntersuchungen bei Verdacht auf Komplikationen wie Dehydrierung oder Bakteriämie.
Therapie:
Verläuft die Erstinfektion symptomatisch, dann scheint eine möglichst frühzeitig begonnene, systemisch applizierte antivirale Therapie die Krankheitsschwere und -dauer sowie das Risiko für neurologische Komplikationen zu reduzieren. Die Beweislage dazu ist allerdings unzureichend. Bei oralen Rezidiven einer Herpes-simplex-Infektion, meist als Herpes labialis, genügt in der Regel eine symptomatische Behandlung mit Topika und Analgetika.
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- Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg