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Hautkrebs: Plattenepithelkarzinom, spinozelluläres Karzinom

Beim Plattenepithelkarzinom handelt es sich um einen bösartigen Tumor (Krebs), der von der obersten Zellschicht der Haut ausgeht.

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Was ist ein Plattenepithelkarzinom?

Definition

Beim Plattenepithelkarzinom (Stachelzellkarzinom, Spinaliom) handelt es sich um einen Hautkrebs, bei dem sich Hornzellen (Keratinozyten) in der äußeren Hautschicht zu bösartigen Zellen verändern. Diese Krebszellen wachsen schneller als normale Hautzellen und bilden schließlich eine Geschwulst in der Haut. Der Tumor kann neu auftreten oder sich aus chronischen Wunden oder Vorläufern (z. B. aktinische Keratose) entwickeln.

Symptome

Die Hautveränderungen befinden sich in der Regel an sonnenexponierten Hautstellen. Auf der Haut bildet sich eine Geschwulst mit Schorf. Typisch sind auch leichtblutende Hautgeschwüre, die schlecht verheilen. Manchmal zeigt sich der Tumor auch als verhornter Knoten. Die Größe reicht von einigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern.

Häufig sind auch Anzeichen sonnengeschädigter Haut wie braune Flecken, Falten, erweiterte Blutgefäße und eine veränderte Pigmentierung der Haut zu sehen.

Ursachen

Der Hauptauslöser ist UV-Strahlung des Sonnenlichts. Die UV-Strahlen dringen in die Hautzellen ein und können die Erbinformation der Zellen (DNA) schädigen und damit zu unkontrolliertem Zellwachstum und der Entwicklung eines Tumors führen. Auch krebserregende Chemikalien (z. B. Arsen), die auf die Haut einwirken, können zu Krebsentstehung führen. Daneben kann eine erbliche Veranlagung für Hautkrebs bestehen.

Mehr als die Hälfte der Tumoren entstehen aus Vorstufen (aktinischen Keratosen). Andererseits sind aktinische Keratosen sehr häufig, und nur wenige entwickeln sich zu einem Plattenepithelkarzinom.

Risikofaktoren

  • Der Hauptrisikofaktor ist Exposition gegenüber Sonnenlicht. Häufige Aktivitäten im Freien und nicht ausreichender Sonnenschutz erhöhen das Risiko.
  • Menschen mit heller Haut, die leicht einen Sonnenbrand bekommen, sind anfälliger als Menschen mit dunkler Haut.
  • Auch die Nutzung von Solarien erhöht das Risiko für Hautkrebs deutlich, insbesondere bei jüngeren Personen.
  • Bestimmte Medikamente erhöhen die Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht. Insbesondere die Einnahme des harntreibenden Mittels Hydrochlorothiazid kann zu Plattenepithelkarzinomen an der Lippe führen.
  • Einige Erkrankungen und chronische Entzündungen der Haut können die Entwicklung von Plattenepithelkarzinomen begünstigen. Dazu gehören u. a. Xeroderma pigmentosum, Albinismus, diskoider Lupus erythematodes, Lymphödeme und chronische Beingeschwüre.
  • Plattenepithelkarzinome können auch in Narben von Verbrennungen oder Bestrahlungen entstehen.
  • Auch für Patient*innen, die eine längere immunsuppressive Behandlung erhalten, besteht ein erhöhtes Risiko.

Häufigkeit

Das Plattenepithelkarzinom ist die zweithäufigste Hautkrebsart. Am häufigsten sind hellhäutige Menschen, die in tropischen Gebieten leben, betroffen. In Deutschland erkranken jährlich 29.300 Männer und 20.100 Frauen an einem Plattenepithelkarzinom. Die Häufigkeit hat in den letzten 30 Jahren stark zugenommen.

Untersuchungen

  • Bei der ärztlichen Untersuchung wird die gesamte Haut begutachtet.
  • Die typische Hautveränderung weckt den Verdacht auf ein Plattenepithelkarzinom.
  • Auffällige Stellen können mit einem Auflichtmikroskop (Dermatoskop) oder Lasermikroskop untersucht werden.
  • Um die Diagnose zu sichern, wird eine Gewebeprobe entnommen (Hautbiopsie) und mikroskopisch untersucht.
  • Bei Verdacht auf eine Ausbreitung des Tumors in umliegende Lymphknoten werden diese mit Ultraschall untersucht.

Behandlung

Zur Behandlung werden Sie an eine Hautarztpraxis oder zur plastischen Chirurgie überwiesen.

Operation

  • Die Standardbehandlung ist die Operation, bei der Chirurg*innen den gesamten Tumor mit 0,5–2 cm freiem Rand nach allen Seiten entfernen.
  • Die überwiegende Mehrheit der Patient*innen wird mit dieser Behandlung geheilt.
  • Bei Lymphknotenmetastasen werden auch die betroffenen Lymphknoten entfernt.
  • Tumoren im Gesicht sollten von plastischen Chirurg*innen operiert werden.

Bestrahlung

  • Eine Alternative zur Operation ist die Strahlentherapie, die vor allem in Bereichen eingesetzt wird, wo eine Operation technisch schwierig ist oder zu entstellenden Narben führen kann, z. B. an Nase oder Ohren.
  • Bei fortgeschrittener Erkrankung oder nicht vollständiger Entfernung des Tumors kann auch im Anschluss an die Operation eine Bestrahlung erfolgen.

Medikamente

  • Im fortgeschrittenen Stadium können auch verschiedene Medikamente zur Chemotherapie oder spezielle Antikörper eingesetzt werden.

Vorbeugung

Sonnenschutz

  • Vermeiden Sie übermäßige Sonnenstrahlung und Sonnenbrand.
  • Bei mittlerer und hoher UV-Belastung (UV-Index 3–7) sollten Sie in der Mittagszeit Schatten suchen.
  • Bei sehr hoher UV-Belastung (UV-Index 8 und höher) sollten Sie den Aufenthalt im Freien während der Mittagszeit möglichst vermeiden.
  • Verlegen Sie Aktivitäten im Freien ggf. in die Morgen- und Abendstunden.
  • Tragen Sie schützende Kleidung und eine Sonnenbrille und verwenden Sie ausreichend Sonnenschutzmittel.
  • Schützen Sie insbesondere Kinder vor Sonnenbrand.
  • Achten Sie auf mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten in der Sonne.
  • Verzichten Sie auf den Besuch von Sonnenstudios.

Hautkrebs-Screening

  • Untersuchen Sie Ihre Haut regelmäßig selbst auf Veränderungen.
  • In Deutschland haben gesetzlich Krankenversicherte ab einem Alter von 35 Jahren alle 2 Jahre Anspruch auf ein Hautkrebs-Screening. Dabei untersuchen Ärzt*innen mit bloßem Auge die gesamte Haut. Der Nutzen der Untersuchung ist jedoch umstritten, und die Teilnahme ist freiwillig.

Prognose

Unbehandelt können sich Vorläufer (z. B. aktinische Keratose) zu einem Plattenepithelkarzinom entwickeln.

Die Prognose ist abhängig von Größe, Lokalisation und Ausbreitung des Tumors. Plattenepithelkarzinome streuen nur selten. Das Risiko für Metastasen ist höher, wenn Ohren oder Lippe betroffen sind, sonst liegt es bei 5 %.

Insgesamt leben mehr als 90 % der Betroffenen mehr als 5 Jahre nach der Diagnose.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

Quellen

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Plattenepithelkarzinom. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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