Vergrößerte Talgdrüsen (Atherom)
Haarfollikel sind winzige Beutel, die sich überall in der Haut befinden und aus denen Haare wachsen können. Um die Haarfollikel herum befinden sich Talgdrüsen, die Talg (Sebum) aussondern, der sowohl das Haar als auch die Haut schmiert. Wenn die Drüse verstopft, bildet sich ein Knoten unter der Haut, eine sog. Talgzyste (Atherom).
Was ist ein Atherom?
Definition
In der Haut befinden sich die sog. Haarfollikel. Sie sind kleine, beutelförmige Teile der Haut, die man – mit Ausnahme von Lippen, Handflächen und Fußsohlen – überall am Körper findet. Aus jedem Haarfollikel kann ein Haar wachsen. Die Talgdrüsen befinden sich außerhalb der Haarfollikel und sondern einen Talg (Sebum) ab, der sowohl das Haar als auch die umgebende Haut schmiert.
Atherom ist ein Überbegriff für verschiedene Zysten in der Haut, die aus den Talgdrüsen der Haarfollikel hervorgehen. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden Atherome auch als „Grützbeutel“ bezeichnet.
Symptome
Man findet unter der Haut relativ feste, runde Knoten. Teilweise ist in der Mitte eine verstopfte Öffnung zu erkennen. Häufig treten die Talgzysten auf der Kopfhaut, im Gesicht, an Hals, Nacken, Genitalien und Rücken auf. Die meisten Knoten sind 2–4 mm im Durchmesser, aber sie können bis auf 5 cm anwachsen. Bei Akne treten häufig mehrere solcher Talgzysten am Oberkörper auf. Diese können sich infizieren, sodass Furunkel entstehen.
Ursachen
Die Entstehung von Atheromen unterscheidet sich je nach Typ.
Manchmal können die Ausgänge der Talgdrüsen oder Haarfollikel verstopfen. Der Grund dafür ist nicht bekannt. Der Talg gelangt nicht mehr an die Hautoberfläche und allmählich bildet sich ein Knoten oder eine kleine Beule unter der Haut. Die Zyste ist hauptsächlich mit Hautzellen und Horn gefüllt. In der Fachsprache wird dies als Epidermalzyste bezeichnet.
Bei Atheromen auf der Kopfhaut handelt es sich meistens um sog. Trichilemmalzysten. Diese treten häufiger bei Frauen auf, und es kann eine erbliche Veranlagung bestehen.
Häufigkeit
Atherome sind häufig, schätzungsweise 20 % der Bevölkerung sind betroffen. Sie kommen in jedem Alter vor, am häufigsten im 3. und 4. Lebensjahrzehnt.
Untersuchungen
Die Diagnose ist auf Grundlage des Aussehens der Zysten leicht zu stellen. In der Regel sind keine weiteren Untersuchungen erforderlich.
Behandlung
- Oft ist keine Behandlung erforderlich. In vielen Fällen wird die Talgzyste kaum sichtbar und auch nicht entstellend.
- Manchmal ist der Knoten auffälliger oder schmerzhaft. Dann kann die Zyste operativ entfernt werden.
- Der dabei notwendige Eingriff ist klein und wird in der Regel mit örtlicher Betäubung durchgeführt. Dabei wird möglichst der gesamte Knoten herausgeschnitten. Dieser ist durch eine Kapsel abgegrenzt.
- Wenn die gesamte Kapsel entfernt wird, ist auch die Drüse für immer entfernt. Wenn Teile der Kapsel unter der Haut bleiben, besteht ein größeres Risiko für eine wiederholte Zystenbildung.
- Kleine Zysten können auch mittels Laser behandelt werden.
- Talgzysten können sich entzünden. Dabei treten typische Anzeichen einer Infektion auf. Oft wird daraus ein Eitergeschwür (Abszess), das chirurgisch geöffnet werden sollte, um den Eiter herauszulassen.
- Ein infiziertes Atherom sollte chirurgisch entfernt werden. Eine Behandlung mit Antibiotika ist in der Regel nicht notwendig.
Prognose
Atherome können über Jahre wenige Millimeter klein bleiben oder schnell einige Zentimeter groß werden. Wenn Bakterien in die Zyste gelangen, kann sie sich entzünden.
Weitere Informationen
Autorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
Quellen
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Atherom. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
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