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Aktinische Keratose

Aktinische Keratosen sind Tumoren in sonnengeschädigter Haut. Sie gelten als Vorstufe für Hautkrebs. Das Vorkommen steigt mit dem Alter und dem Grad der Sonneneinstrahlung. Menschen mit heller Haut sind besonders gefährdet.

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Was ist aktinische Keratose?

Bei der aktinischen Keratose handelt es sich um eine Hautveränderung, die aus einer Schädigung der Haut durch Sonneneinstrahlung hervorgeht. Sie wird auch solare Keratose oder Lichtkeratose genannt. Die Veränderungen finden sich an sonnenexponierten Stellen, wobei es sich um einen einzelnen Fleck bis hin zu zahlreichen solcher Hautveränderungen handeln kann. Die Erkrankung kann von selbst zurückgehen, wenn eine fortdauernde Sonnenexposition vermieden wird, doch kann sie sich auch zu Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom) weiterentwickeln. Diese Krebsart breitet sich nur selten auf andere Organe aus und ist daher einfacher zu behandeln und ungefährlicher als ein Melanom.

Symptome

In der Regel treten ein oder mehrere rötliche oder gelbliche, raue, schuppige Hautveränderungen mit einem Durchmesser von 1 mm bis zu mehreren Zentimetern auf. Die Veränderungen sind oft leichter zu fühlen als zu sehen und finden sich in Bereichen, die der Sonne ausgesetzt sind: Handrücken, Unterarme, Gesicht, Unterlippe, Ohr und Kopfhaut. In frühen Stadien ist die Haut rau und sandpapierartig, doch allmählich wird sie dicker und bildet Schuppen. Die meisten Flecken verursachen keine Beschwerden, einige rufen jedoch Juckreiz oder ein leichtes Brennen oder Stechen in der Haut hervor.

Ursachen

Die Erkrankung wird durch langjährige Sonneneinstrahlung hervorgerufen. Meist tritt sie bei Menschen mit heller Haut auf, bei einer hohen Gesamtbelastung von Sonnenstrahlung auf der Haut kommen solche Veränderungen jedoch auch bei dunkler Haut vor. Typischerweise sind Personen betroffen, die sich überdurchschnittlich viel im Freien aufhalten. Auch Patient*innen mit unterdrückter Immunantwort, insbesondere nach Transplantationen, bekommen häufig aktinische Keratosen. Die genetische Veranlagung spielt ebenfalls eine Rolle.

Häufigkeit

Aktinische Keratosen treten häufiger mit zunehmendem Alter auf und zeigen sich vermehrt bei Männern und Menschen mit heller Haut. In Deutschland betrifft die Erkrankung 11,5 % der 60- bis 70-Jährigen.

Untersuchungen

  • Bei der ärztlichen Untersuchung werden die Hautveränderungen begutachtet, ggf. mit einem Dermatoskop (Auflichtmikroskop).
  • Wenn die Diagnose unsicher ist, kann eine Gewebeprobe mikroskopisch untersucht werden.

Behandlung

  • Obwohl die aktinische Keratose häufig von selbst ausheilt, sollte in den meisten Fällen dennoch eine Behandlung erfolgen. So kann die Entstehung von Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom) verhindert werden.
  • Verschiedene Therapieverfahren können dabei kombiniert werden.

Lokale Behandlung mit Cremes

  • Es gibt vier infrage kommende lokale Wirkstoffe: Imiquimod, Fluorouracil, Diclofenac und Tirbanibulin.
  • Nachteile dieser Medikamente sind die meist lange Anwendungsdauer und ihre relativ häufigen Nebenwirkungen mit Rötung und Empfindlichkeit der Haut.
  • Imiquimod (5 %) wird 1- bis 3-mal pro Woche über insgesamt 8–16 Wochen aufgetragen. Dieser Wirkstoff aktiviert das Immunsystem der Haut. Lokale Nebenwirkungen treten häufig auf.
  • Fluorouracil ist ein Zellgift, das die Zellvermehrung hemmt. Die Therapie dauert gewöhnlich 3–6 Wochen. Die Creme darf nicht mit gesunder Haut, den Schleimhäuten oder mit den Augen in Kontakt kommen.
  • Diclofenac-Gel (3 %) ist eine lokale Therapie mit relativ wenigen Nebenwirkungen. Dies erfordert eine Anwendung über einen langen Zeitraum (60–90 Tage), führt aber zu weniger Hautirritationen. 
  • Kleine Keratosen ohne dicke Schuppen im Gesicht oder auf der Kopfhaut können auch mit Tirbanibulin-Salbe behandelt werden. Die Salbe wird 1-mal täglich über 5 Tage aufgetragen.

Photodynamische Therapie

  • Diese Behandlungsform beinhaltet das Auftragen einer lichtempfindlichen (photosensibilisierenden) Creme auf die Flecken, gefolgt von der Bestrahlung mit Licht einer bestimmten Wellenlänge. Hierdurch stirbt das Gewebe ab.
  • Die photodynamische Therapie ist gut verträglich und führt zu guten kosmetischen Ergebnissen, ist jedoch kostenintensiver und bedarf viel technischer Ausstattung.
  • Bei 69–93 % führt eine solche Behandlung nachgewiesenermaßen zu einer Heilung. Lokale Nebenwirkungen können auftreten.

Weitere Behandlungsformen

  • Eine einfache und schnelle Behandlung einzelner aktinischer Keratosen besteht im Vereisen (Kryotherapie). Dabei wird in zwei Durchgängen von je 5–10 Sekunden Dauer flüssiger Stickstoff auf die Hautveränderungen gesprüht.
  • Bei höhergradigen Keratosen und zum Ausschluss eines Plattenepithelkarzinoms wird die Hautveränderung abgetragen oder ausgeschnitten. Das so entfernte Gewebe kann anschließend im Labor untersucht werden. 
  • Bei mehreren Keratosen auf einer größeren Hautfläche kann ein chemisches Peeling angewandt werden.
  • Die Hautveränderungen können auch mit Laser behandelt werden.

Was können Sie selbst tun?

  • Tragen Sie Kopfbedeckungen, die Schatten auf Gesicht und Ohren werfen, und verwenden Sie Sonnenschutzcremes mit hohem Lichtschutzfaktor, wenn Sie sich in der Sonne aufhalten.
  • Meiden Sie die Mittagssonne und halten Sie sich möglichst im Schatten auf.
  • Vermeiden Sie einen Sonnenbrand.

Prognose

Die Prognose ist gut, doch können neue Veränderungen der der Sonne ausgesetzten Haut auftreten. Bleiben die Hautveränderungen unbehandelt, entwickeln sich einige von ihnen zu Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom). Das Risiko dafür ist jedoch gering und 15–63 % der aktinischen Keratosen bilden sich von selbst zurück.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Aktinische Keratose. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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  2. Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut. AWMF-Leitlinie Nr. 032-022OL. S3, Stand 2022 (Konsultationsfassung). www.leitlinienprogramm-onkologie.de 
  3. P. Altmeyer.E. Die Online Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin. Keratosis actinica. 11.7.2019 www.enzyklopaedie-dermatologie.de 
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  11. DGVU Formtexte für Ärzte: Ärztliche Anzeige bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. www.dguv.de 
  12. Mehrtens, G. Valentin, H. Schönberger, A. Arbeitsunfall und Berufskrankheit: rechtliche und medizinische Grundlagen für Gutachter, Sozialverwaltung S.878ff. Berlin: Erich Schmidt.Verlag 9: Auflage, 2017.