Brucellose
Brucellose wird in erster Linie durch direkten Tierkontakt oder durch die Einnahme von nichtpasteurisierten Milchprodukten übertragen.
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https://deximed.de/home/klinische-themen/infektionen/patienteninformationen/reise-und-tropenkrankheiten/brucellose/Was ist Brucellose?
Die Brucellose ist eine durch Bakterien der Gattung Brucella ausgelöste Erkrankung, die durch infizierte Tiere und Tierprodukte übertragen wird. Andere Bezeichnungen für die Brucellose sind: Maltafieber, Mittelmeerfieber oder Morbus Bang.
Die Symptome können einer Grippe ähneln und diverse Organe betreffen. In West- und Nordeuropa ist die Erkrankung sehr selten und meist importiert. Die Behandlung besteht aus einer mehrwöchigen Antibiotikatherapie.
Definition
- Die Erreger sind Bakterien der Gattung Brucella.
- Die Brucellose wird durch infizierte Tiere übertragen (Zoonose), insbesondere durch Nutztiere.
- Die Brucellose wurde auch als potenzielle biologische Waffe eingestuft.
Symptome
- In der Mehrzahl der Fälle treten bei Infektion keine Symptome auf.
- Die Symptome können ab Tag 5 bis 60 nach Infektion beginnen.
- Schleichender oder plötzlicher Krankheitsbeginn mit Symptomen wie:
- Fieber
- Nachtschweiß
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Müdigkeit, Schwäche
- Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Verstopfung
- Halsschmerz
- Depression
- vergrößerte Leber oder Milz
- Gelenkentzündungen
- Herzgeräusche
- Entzündung der Augen
- Kopfschmerzen, Rückenschmerzen
- Hautveränderungen.
Ursachen
- Verursacht wird die Krankheit wird durch Bakterien der Gattung Brucella
- B. melitensis (Maltafieber), bei Ziegen und Schafe
- häufigster Erreger von Infektionen beim Menschen
- B. suis, bei Schweinen
- B. abortus (Morbus Bang), bei Rindern
- B. canis, bei Hunden (selten)
- B. melitensis (Maltafieber), bei Ziegen und Schafe
- Die Infektion des Menschen erfolgt durch infizierte Tiere, meist Nutztiere. Das Reservoir sind vor allem Rinder, Schweine, Ziegen und Schafe.
- Auch eine Übertragung durch Haustiere (z. B. Hunde) oder Wildtiere (z. B. Füchse oder Rehwild) ist beschrieben.
- Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist sehr selten. Möglich ist sie z. B. beim Stillen, über die Plazenta bei Schwangeren, durch Transplantationen, Transfusionen oder sehr selten auch Geschlechtsverkehr.
- Typische Übertragungswege sind:
- Verzehr verunreinigter Lebensmittel, z. B. nichtpasteurisierte Milch und Milchprodukte, rohes Fleisch
- Direkter Kontakt zu infizierten Tieren
- Übertragung im Labor
- Bei Umgebungstemperatur kann der Erreger mehrere Tage bis Wochen überleben, z. B. in Milch oder Wasser, aber auch in der Erde.
- Desinfektionsmittel oder ein Erhitzen über 60 °C für 10 Minuten tötet den Erreger ab.
Häufigkeit
- Besonders verbreitet ist der Erreger im Mittelmeerraum, im Nahen und Mittleren Osten, auf der arabischen Halbinsel, in Lateinamerika, Afrika und Asien.
- in Europa: Portugal, Spanien, Süditalien, Griechenland und Türkei
- In Deutschland ist die Erkrankung selten und meistens importiert.
- Bei Patient*innen in Deutschland wird als häufigstes vermutetes Infektionsland die Türkei angegeben.
- Rinder-, Schaf- und Ziegenbestände in Deutschland gelten als brucellosefrei.
- Jährlich werden 500.000 Neuinfektionen weltweit registriert.
Untersuchungen
- Eine sichere Diagnose lässt sich anhand von Bakterienkulturen und Blutuntersuchungen stellen.
- Alternativ gelingt der Nachweis mit Proben aus Knochenmark, Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit, Urin oder Gewebe.
- Das Bakterium wächst langsam. Ein positives Ergebnis liegt frühestens nach 3–5 Tagen vor.
Behandlung
- Antibiotika für mindestens 6 Wochen
- In der Regel werden verschieden Antibiotika kombiniert.
- Bei einer Entzünung des Herzbeutels oder bei Knochenbefall kann eine Operation erforderlich sein.
Vorbeugung
- In Risikogebieten
- Rohmilch und Rohmilchprodukte entweder pasteurisieren/abkochen oder meiden.
- Kein rohes Fleisch essen.
- Nach dem Bundesinstitut für Risikobewertung sollten verdächtige Lebensmittel für mindestens 2 Minuten auf 72 °C erhitzt werden.
- Nutztiere impfen.
- Bei Menschen, die mit Tieren arbeiten:
- Schutzkleidung, Handschuhe, Händereinigung und -desinfektion, Hautpflege
- An Brucellose erkrankte Frauen sollten nicht stillen.
Prognose
- Gute Prognose bei entsprechender Behandlung
- Weniger als 2 % der unbehandelten Patient*innen sterben.
- Viele Krankheitsfälle werden nicht diagnostiziert und verschwinden von allein.
- Die Krankheit kann einen kurzweiligen oder einen chronischen, schwankenden Verlauf haben.
- Wiederholte Infektionen sind relativ häufig, insbesondere bei unzureichender Therapie.
- Im Prinzip kann jedes Organ und System des Körpers von der Brucellose und brucellosebedingten Komplikationen betroffen sein:
- Herz-Kreislaufsystem
- Harn- und Geschlechtsorgane
- Gehirn und Rückenmark
- Muskeln und Gelenke
- Magen-, Darmtrakt
- Lunge
- Eiteransammlung in Leber, Rückenmark, Milz oder Schilddrüse.
Weitere Informationen
- Brucellose – Informationen für ärztliches Personal
Autorin
- Hannah Brand, Dr. med., Ärztin, Berlin
Quellen
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Brucellose. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
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