Husten
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https://deximed.de/home/klinische-themen/lunge-atemwege/patienteninformationen/was-kann-das-sein/husten/Was ist Husten?
- Husten ist ein Reflex des Körpers, mit dem Fremdkörper aus den Atemwegen herausbefördert werden sollen. Die Flimmerhärchen haben ebenfalls die Funktion, Fremdkörper und Schleim aus den Atemwegen nach oben zu befördern.
- Ein Hustenreflex wird ausgelöst, wenn Staub, Fremdkörper, Schleim oder Eiter in die Atemwege gelangen oder eine Schleimhautentzündung vorliegt. Flimmerhärchen und Husten bilden gemeinsam wichtige Faktoren, um die Atemwege gegen Erkrankungen zu schützen.
- Wird Schleim abgehustet, spricht man von produktivem Husten.
- Husten, der länger als 8 Wochen anhält, gilt als chronisch.
- Husten tritt häufig im Zusammenhang mit oder nach gewöhnlichen Atemwegsinfektionen auf. Husten zählt in der Hausarztpraxis zu den häufigsten Beratungsanlässen bei Erwachsenen.
- Weltweit leiden ca. 9,6 % an chronischem Husten, in Europa 12,7 %.
- Im Winter tritt eine Häufung auf, diese unterliegt jedoch altersabhängigen und geschlechtsspezifischen Schwankungen.
Was kann die Ursache sein?
Häufige Ursachen
- Erkältung und akute Bronchitis
- Stellen die häufigste Ursache dar.
- Eine Unterscheidung zwischen Erkältung und akuter Bronchitis ist kaum möglich.
- Erkältungssymptome mit Schnupfen und Husten; die Patient*innen haben evtl. Kopf- und Gliederschmerzen und fühlen sich abgeschlagen.
- Fieber ist möglich, aber meist nur gering.
- Rauchen
- Führt oft zu Husten, insbesondere am Morgen tritt oftmals Raucherhusten auf.
- Nasennebenhöhlenentzündung
- Führt zu verstopfter Nase, ein- oder beidseitigen Schmerzen über den Nasennebenhöhlen, einseitiger Sekretion aus der Nase.
- Diese Infektion kann ebenfalls Husten auslösen, da Eiter/Schleim aus den Nebenhöhlen über die Nase in den Rachenraum gelangen kann und ausgehustet wird.
- Oft kommt es auch mit abschwellendem Nasenspray zu keiner Besserung.
- Asthma
- Chronisch-entzündlicher Zustand der Bronchien, der häufig bei Kindern und Jugendlichen zu beobachten ist.
- Äußert sich in anfallsartigen Episoden mit Atembeschwerden, Atemnot und Husten sowie Pfeifgeräuschen beim Ausatmen.
- Die Anfälle treten insbesondere nachts und am frühen Morgen auf, teilweise kommt es zu einem zähglasigen Auswurf.
- Chronische Bronchitis/COPD
- Meist bei aktuellen oder ehemaligen Raucher*innen oder Personen, die Passivrauch oder (beruflich) chemischen Schadstoffen und organischen wie nichtorganischen Stäuben ausgesetzt sind.
- Husten und Auswurf treten an den meisten Tagen des Jahres auf, jedoch mindestens 3 Monate lang in 2 aufeinander folgenden Jahren.
- Bei COPD kommt es zu zusätzlich zu Atembeschwerden sowie verlängertem und pfeifendem Ausatmen.
- Lungenentzündung
- Tritt häufig bei älteren Menschen und bei Personen mit herabgesetztem Hustenreflex auf; sie kann durch eine bakterielle oder virale Infektion ausgelöst werden.
- Oft produktiver Husten, Fieber, geschwächter Allgemeinzustand, häufig Atemnot und erhöhte Atem- und Herzfrequenz.
- Keuchhusten
- Tritt häufig auch in der persönlichen Umgebung der Patient*innen auf.
- Charakteristisch sind mehrere Wochen anhaltender Husten und Hustenattacken, die mit einem typischen Keuchen enden.
- Bei erwachsenen Patient*innen kommt es typischerweise zu Erbrechen nach dem Husten und keinem Fieber.
- Arzneimittelnebenwirkung
- Gilt insbesondere für sogenannte ACE-Hemmer, die bei Herzinsuffizienz und bei hohem Blutdruck zum Einsatz kommen.
- Nach Absetzen des ACE-Hemmers klingt der Husten in der Regel innerhalb von 1–4 Wochen ab.
- Fremdkörper in den Atemwegen
- Kann bei Kindern oder geschwächten Personen auftreten.
- Führt in der Regel zu plötzlich einsetzendem Husten, Atemschwierigkeiten und möglicherweise einer Blaufärbung im Gesicht der Betroffenen (Notfall!).
- Sodbrennen
- Ist bei allen Altersgruppen zu beobachten, die Wahrscheinlichkeit nimmt jedoch mit steigendem Alter zu.
- Die Folge sind Refluxsymptome wie Brennen in Hals oder Brust und brennende Schmerzen im oberen Bereich des Magens; eine häufige Ursache für chronischen Husten.
Seltene Ursachen
- Lungentuberkulose
- Überall auf der Welt häufig, in Deutschland jedoch eher selten.
- Die Symptome sind eher unspezifisch und äußern sich in Form von Fieber, Gewichtsabnahme und nächtlichen Schweißausbrüchen.
- Lungenkrebs
- Ist bei Männern die häufigste und bei Frauen die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache; tritt häufig bei langjährigen Raucher*innen auf.
- Zu den Symptomen zählen u. a. Husten, Atemschwierigkeiten, blutiger Auswurf, Brustschmerzen, Müdigkeit und Gewichtsabnahme.
- Sarkoidose
- Eine akute oder chronische Entzündungskrankheit des Körpers, von der in 90 % der Fälle die Lunge betroffen ist.
- Meist äußert sich die Erkrankung erstmals im Alter von 20–40 Jahren.
- Zu den Anzeichen der Erkrankung zählen Kraftlosigkeit, Fieber, lang anhaltender Husten, bei dem die Ursache unklar ist, Atembeschwerden – gelegentlich wird der Befund auch zufällig erhoben. Auch Haut, Augen, Nerven, Leber oder Herz können von Sarkoidose betroffen sein.
- Herzinsuffizienz
- Tritt häufig bei älteren Menschen auf.
- Es bestehen erhebliche Atembeschwerden, besonders in der Nacht und bei Belastung, röchelnde Atmung, Husten und schaumiger Auswurf.
- Zusätzlich kommt es zu Kraftlosigkeit und Gewichtszunahme aufgrund von Flüssigkeitsansammlung im Körper.
- Anomale Erweiterungen der Bronchien (Bronchiektasen)
- angeborene oder erworbene Erkrankung
- Es kommt zu chronischem Husten, großen Mengen an schleimigem Auswurf und vermehrt auftretendem Sekret beispielsweise bei Positionsänderung.
- Unklare Ursache
- Bei bis zu 46 % der Patient*innen lässt sich trotz sorgfältiger Untersuchung keine Ursache für den Husten finden. Hier ist oft nur eine symptomatische Therapie möglich.
Wann sollten Sie ärztliche Hilfe suchen?
- Bei Husten und schlechtem Allgemeinzustand und/oder zusätzlichen Symptomen wie hohem Fieber sollten Sie sich ärztlich untersuchen lassen.
- Auch bei lang anhaltendem Husten (über mehrere Wochen) sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen.
Untersuchungen
Ihnen werden eventuell folgende Fragen gestellt:
- Seit wann haben Sie Husten?
- Haben Sie andere Erkältungssymptome?
- Haben Sie Fieber?
- Wurde bei Ihnen eine Erkrankung diagnostiziert, die als Erklärung für den Husten infrage kommt?
- Haben Sie starken Husten?
- Ist der Husten trocken oder husten Sie Schleim ab?
- Wenn Sie Schleim abhusten, welche Farbe hat der Schleim und wie groß ist die Menge?
- Verändert sich der Husten während des Tages, müssen Sie z. B. auffallend oft nach einer Mahlzeit, Kaffee etc. husten?
- Müssen Sie häufig nachts husten?
- Müssen Sie häufig morgens husten?
- Gibt es bestimmte Faktoren, die den Husten auslösen?
- Tritt der Husten besonders bei Anstrengungen auf?
- Leiden Sie an Atemnot?
- Leiden Sie häufig unter Sodbrennen oder saurem Aufstoßen?
- Sind Sie großen Mengen Staub oder Gasen ausgesetzt?
- Nehmen Sie regelmäßig Arzneimittel ein?
Was wird untersucht?
- Es wird eine gründliche Untersuchung der Lunge vorgenommen:
- Ihre Atmung wird untersucht und es wird kontrolliert, wie rasch Sie atmen und wie sehr Sie die Atmung anstrengt.
- Ihr Rücken wird abgeklopft, um eventuelle Verdichtungen in der Lunge nachzuweisen.
- Lunge und Herz werden auf ungewöhnliche Geräusche abgehört, die den Verdacht einer Erkrankung nahelegen könnten.
- Mund, Hals, Rachen und Nase werden auf Auffälligkeiten untersucht.
- Der Blutdruck wird gemessen und die Lymphknoten werden abgetastet.
- Bei chronischem Husten wird eine Röntgenaufnahme von Lunge/Brustkorb gemacht.
Überweisung an Spezialist*innen
- Bei unklarer Diagnose oder fehlender Therapiewirkung erfolgt eine Überweisung an Lungenfachärzt*innen.
- Bei Anzeichen einer schwerwiegenden Erkrankung können Patient*innen in ein Krankenhaus eingewiesen werden.
Behandlung
- Ziel der Untersuchungen ist es, harmloses von schwerwiegendem, behandlungsbedürftigem Husten abzugrenzen und zugrunde liegende Erkrankungen zu erkennen.
- Bei ungefährlichem Husten wie im Fall von Erkältungen ist bis auf eventuelle Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen meist keine medikamentöse Therapie nötig.
- Ansonsten ist die Behandlung von der jeweiligen Ursache abhängig und kann von Symptomtherapie zu Antibiotika oder Kortikosteroiden reichen.
Was können Sie selbst tun?
- Jede Hustenerkrankung sollten Sie wieder als Anlass nehmen, mit dem Rauchen aufzuhören.
- Bei einer Erkältung oder akuten Bronchitis (Virusinfektion) ist es empfehlenswert, ausreichend zu trinken.
Weitere Informationen
- Erkältung
- Akute Bronchitis
- Asthma
- Rauchen schadet Ihrer Gesundheit
- Warum sollten Sie das Rauchen aufgeben, und wie gelingt es?
- Husten – Informationen für ärztliches Personal
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Was hilft bei Erkältungshusten?
Autor*innen
- Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien
- Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
Quellen
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Husten. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
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- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Husten. AWMF S3 Leitlinie Nr. 053-013. Stand 2021. www.awmf.org
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