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Madenwurm(Oxyuriasis)

Der Madenwurm ist ein häufig auftretender, aber ungefährlicher Darmparasit, der weltweit vorkommt. Alle Menschen können betroffen sein, meist werden jedoch Kinder vom Madenwurm befallen. Der Parasit verursacht insbesondere nachts einen starken Juckreiz am After, da der Wurm seine Eier an dieser Stelle ablegt.

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Was ist der Madenwurm?

Definition

Bei dem Befall durch den Madenwurm (Oxyuriasis) handelt es sich um eine Infektion durch den Wurm Enterobius vermicularis. Die Würmer sind gelblich-weiß, fadenartig und ungefähr 1 cm lang, männliche Würmer sind kleiner. Sie sind im Analbereich und manchmal auch im Stuhl sichtbar. Der einzige Wirt ist der Mensch, und eine Person kann von einigen wenigen bis hin zu mehreren 100 Madenwürmern befallen werden. 

Symptome

Madenwürmer führen nicht immer zu Beschwerden. Oft tritt besonders abends und nachts ein starker Juckreiz im Analbereich auf. Zu dieser Zeit treten die Würmer aus dem After aus und legen ihre Eier ab. Durch den Juckreiz kann der Schlaf gestört sein, wodurch Kinder unruhig und gereizt wirken. Auch nächtliches Einnässen und Konzentrationsstörungen können auftreten.

Die Würmer sind möglicherweise im Stuhl oder am After sichtbar, meist jedoch nur nachts. Gelegentlich werden erwachsene Würmer auch an Bett- oder Unterwäsche entdeckt.

Durch Aufkratzen der juckenden Stellen können Hautausschlag und Entzündungen entstehen. Bei Mädchen kann der Madenwurm gelegentlich bis in die Scheide wandern und so zu Juckreiz und Entzündungen in der Genitalregion führen. 

Ursachen

Der Madenwurm vermehrt sich, indem seine Eier über Hände, Spielzeug, Unterwäsche oder Bettwäsche aufgenommen werden. Kinder infizieren sich oftmals mit Eiern ihrer eigenen Madenwürmer, wenn sie die Finger in den Mund nehmen, nachdem sie sich am Gesäß gekratzt haben. Meist stecken sich sehr schnell mehrere Personen in einem Haushalt oder einer Gemeinschaftseinrichtung wie dem Kindergarten an. Die Eier des Madenwurms sind sehr widerstandsfähig und können 2–3 Wochen insbesondere bei hoher Luftfeuchtigkeit überleben. Die mikroskopisch kleinen Eier können selten auch eingeatmet werden und dadurch in den Magen-Darm-Trakt gelangen, wo sie schlüpfen. 

Die ausgewachsenen Würmer setzen sich lose an der Schleimhaut im ersten Teil des Dickdarms fest. Die Weibchen kriechen durch den Darmausgang und legen ihre Eier in die umgebende Haut. Dies passiert meist nachts. Die Eier sind nach wenigen Stunden infektiös und können andere Menschen anstecken. Ab der Ansteckung mit den Eiern dauert es 2–6 Wochen bis zur Entwicklung eines erwachsenen, eierlegenden Weibchens.

Die Ausbreitung wird durch enge soziale Kontakte, In-den-Mundnehmen von Spielzeug und Schreibutensilien, Fingernägelkauen, Kratzen im Analbereich, unzureichendes Händewaschen und unbeaufsichtigte Körperpflege bei Kindern begünstigt.

Häufigkeit

Am häufigsten sind Kinder im Alter von 4–11 Jahren betroffen. Weltweit sind schätzungsweise 1 Mrd. Menschen mit Madenwürmern infiziert.

Untersuchungen

  • Die geschilderten Beschwerden sind in der Regel sehr typisch für die Erkrankung.
  • Zur genauen Diagnose werden die Eier mit einem Klebestreifen entnommen und mikroskopisch nachgewiesen. Die Klebestreifen werden meist mehrere Male morgens nach dem Aufstehen auf die Haut am Gesäß gedrückt, um einen möglichst sicheren Nachweis zu ermöglichen.
  • Eine Stuhluntersuchung ist wenig sinnvoll, da die Eier nicht innerhalb des Darms abgelegt werden.

Behandlung

  • Zur Behandlung der Infektion werden Medikamente eingesetzt, die die Würmer abtöten.
  • Am wirksamsten ist Mebendazol, da es sowohl Würmer als auch Eier abtötet. Die Wirkung beschränkt sich auf den Darm, daher treten kaum Nebenwirkungen auf.
  • Alternativ kann Pyrantel oder Pyrvinium eingesetzt werden. Die Behandlung mit Pyrvinium kann den Stuhl rot färben.
  • Die Behandlung wird nach 2 Wochen und evtl. noch einmal nach 4 Wochen wiederholt. 
  • Bei Rückfällen sollte sich die gesamte Familie behandeln lassen, auch wenn nicht alle Angehörigen Symptome zeigen.
  • Kinder können Kindergarten und Schule wieder besuchen, nachdem mit der Therapie begonnen wurde. Es ist nicht nötig, alle Kinder im Kindergarten zu behandeln, wenn es sich nur um einen Einzelfall handelt.

Was können Sie selbst tun?

Während der Behandlungszeit und zur Verhinderung einer erneuten Infektion ist eine sorgfältige Hygiene besonders wichtig.

  • Die Fingernägel kurz schneiden und täglich reinigen.
  • Nicht an den Fingernägeln kauen.
  • Kratzen am Gesäß vermeiden.
  • Vor jeder Mahlzeit und nach jedem Toilettengang die Hände gründlich waschen.
  • Verwendung von Flüssigseife und einem eigenen Handtuch/Waschlappen.
  • Täglich baden oder duschen und das Gesäß waschen.
  • Zu Beginn Handtücher, Bettwäsche und Unterwäsche bei 60–95 °C und Kleidung und Kuscheltiere bei 60 °C waschen.
  • Nacht- und Unterwäsche sowie Bettwäsche regelmäßig wechseln und sofort waschen.
  • Betten sollten nicht aufgeschüttelt werden.
  • Schlafräume staubsaugen, Toiletten und Türklinken reinigen.

Prognose

Auch wenn die Therapie wirkt, kehrt die Infektion häufig zurück. Da oft auch Familienangehörige betroffen sind, reicht ein verbleibendes Familienmitglied bereits aus, um das Risiko einer erneuten Infektion zu erhöhen. Manchmal sind im Kindergarten oder der Schule auch weitere Kinder Träger der Infektion, was zu einer erneuten Ansteckung führen kann.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

Quellen

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Oxyurasis. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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  10. Infectopharm Fachinformation Pyrcon Suspension, Stand 12/2015. s3.eu-central-1.amazonaws.com