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Leberzirrhose und chronisches Leberversagen

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Was ist eine Leberzirrhose?

Definition

Bei einer Leberzirrhose verschwindet das für Entgiftung und Energiestoffwechsel zuständige weiche Gewebe der Leber immer weiter. Stattdessen bleibt Bindegewebe zurück, das diese Funktionen nicht erfüllen kann. Die weiche, fast den gesamten Bereich unter den Rippenbögen ausfüllende Leber wird dabei immer kleiner und härter, die Milz dagegen wächst. Es kommt zu Bluthochdruck in der Pfortader, also der großen Vene, die Blut vom Darm zur Leber bringt, und schlussendlich zur Leberinsuffizienz, also Leberversagen.

Symptome

Weil die verbleibenden Leberzellen viele Aufgaben der abgestorbenen übernehmen, kann eine sich entwickelnde Leberzirrhose anfangs unentdeckt bleiben. Zunächst macht sie vor allem müde. Andere erste Symptome sind Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit oder Druck im rechten Oberbauch. Im weiteren Verlauf kommen unklarer Gewichtsverlust und Juckreiz dazu. Am Rumpf, im Gesicht und an den oberen Extremitäten können erweiterte rote Äderchen sichtbar sein. Schreitet die Schädigung der Leber voran, verfärbt sich die Haut – das Weiße in den Augen und die Haut am Körper – gelblich. Es kommt zu erhöhter Blutungsneigung und süßlich-scharfem Mundgeruch.

Ist schon viel Lebergewebe abgestorben, kann sich durch die Stauungen in den Blutgefäßen Flüssigkeit im Bauchraum sammeln (Aszites). Auch in der Speiseröhre können durch den Rückstau in der Pfortader Krampfadern entstehen. Platzen diese, besteht akute Lebensgefahr. Eine hepatische Enzephalopathie (Störung der Gehirnfunktion) beginnt mit Schläfrigkeit, Verwirrtheit oder Sprachstörungen und führt ohne Behandlung schließlich zum sog. Leberkoma mit Bewusstlosigkeit und Tod.

Ursachen

In Deutschland ist übermäßiger Alkoholkonsum die häufigste Ursache für eine Leberzirrhose (50–60 %). Generell können alle Fettlebererkrankungen (alkoholisch und nicht-alkoholisch) eine Leberzirrhose auslösen. Übergewicht  und Diabetes mellitus sind ebenfalls häufige Ursachen. Ein weiterer häufiger Grund sind Hepatitisinfektionen (Hepatitis B, C, D). Auch bestimmte Autoimmunerkrankungen, Erbkrankheiten oder chronische Gallenwegserkankungen können hinter einer Leberzirrhose stecken. Medikamente wie Paracetamol können die Leberzellen ebenfalls dauerhaft schädigen.

Häufigkeit

In Europa und den USA erkranken ca. 250/100.000 Personen pro Jahr an einer Leberzirrhose. Männer sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Die alkoholische Lebererkrankung zählt zu den 20 häufigsten Todesursachen der deutschen Allgemeinbevölkerung.

Untersuchungen

  • In der ärztlichen Untersuchung wird zunächst Ihr Bauch abgetastet und abgeklopft, um die Größe und Festigkeit der Leber sowie mögliches Wasser im Bauchraum zu bestimmen.
  • Des Weiteren wird nach Hautzeichen einer Leberzirrhose gesucht, also nach der Gelbfärbung und den charakteristisch verdickten Blutgefäßen. Es können Knoten und Strängen an der Innenfläche der Hand bis hin zu einer Streckeinschränkung der betroffenen Finger zu sehen sein.
  • Bei Männern kann es zu einer Vergrößerung der Brust kommen.
  • Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über Leberschäden und Entzündungszeichen.
  • Bei einer Ultraschalluntersuchung ist zu sehen, ob die Leber vergrößert ist, die Oberfläche verändert ist oder Zeichen einer portalen Hypertonie bzw. Knötchen vorhanden sind. Eine spezielle Ultraschallmethode kann zeigen, wie viel gesundes Gewebe es noch in der Leber gibt.
  • Eine Magenspiegelung kann Krampfadern in der Speiseröhre nachweisen.
  • Manchmal kann es nötig sein, CT- oder MRT-Aufnahmen zu machen.
  • Fällt bei diesen Untersuchungen etwas auf (z. B. bei Verdacht auf einen Tumor), wird eine Gewebeprobe aus der Leber entnommen.

Behandlung

  • Ziel der Behandlung ist es, die zugrunde liegende Krankheit zu behandeln, um das Fortschreiten der Leberzirrhose aufzuhalten und mögliche Komplikationen zu verhindern.
  • Für die Patient*innen ist es wichtig, alle Stoffe, die die Leber belasten könnten zu vermeiden, z. B. Alkohol oder Medikamente wie Paracetamol.
  • Der Umbau der Leber zu Bindegewebe selbst ist medikamentös nicht behandelbar, nur die zugrunde liegende Ursache oder entstehende Komplikationen.
  • Eine Lebertransplantation ist die einzige direkte Therapie und wird bei einem irreversiblen fortgeschrittenen Leberversagen oder bestimmten Krebserkrankungen durchgeführt.
  • Bei verschiedenen Komplikationen einer Leberzirrhose wird eine ausreichend eiweißhaltige Ernährung oder eine Antibiotikatherapie empfohlen, ggf. auch schon zur Vorbeugung.
  • Bei anderen Komplikationen kann es sinnvoll sein, zur Entlastung der Pfortader eine chirurgische Umgehung zu bauen, einen sog. transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunt (TIPS).

Prognose

  • Leberzirrhose ist eine ernste Erkrankung und in vielen Fällen irreversibel.
  • Die Prognose hängt von einer Reihe unterschiedlicher Faktoren wie Ursache, Schweregrad, aufgetretenen Komplikationen und Begleiterkrankungen ab.
  • Je nachdem, wie stark die Leberzirrhose fortgeschritten ist und ob bereits Komplikationen aufgetreten sind, kann sie die Lebenserwartung deutlich verkürzen. Bei Patient*innen mit alkoholischen Lebererkrankungen ist die Sterblichkeitsrate deutlich höher als bei Patient*innen mit anderen Zirrhoseformen.
  • In frühen Stadien kann jedoch durch eine Therapie der Grunderkrankung ein weiterer Erkrankungsfortschritt verhindert und sogar eine Teilregeneration erreicht werden. Dies ist z. B. bei Hepatitis B und C sowie der alkoholbedingten Zirrhose möglich.

Weitere Informationen

Autor

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien