Zwerchfellhernie (Hiatushernie)
Das Zwerchfell ist ein flacher, breiter Muskel, der die Brusthöhle von der Bauchhöhle trennt. Durch diesen Muskel hindurch verläuft die Speiseröhre, die direkt unterhalb des Zwerchfells in den Magen mündet. Bei manchen Menschen schiebt sich der obere Teil des Magens durch eine erweiterte Öffnung im Zwerchfell nach oben in die Brusthöhle. Dies wird als Zwerchfellhernie bezeichnet.
Was ist eine Zwerchfellhernie?
Definition
Normalerweise verläuft die Speiseröhre im hinteren Teil der Brusthöhle vom Rachen hinunter zum Zwerchfell (Diaphragma), einem flachen Muskel, der die Brusthöhle von der Bauchhöhle trennt. Direkt unterhalb des Zwerchfells mündet die Speiseröhre in den Magen. Hier befindet sich ein Schließmuskel, der verhindern soll, dass Mageninhalt in die Speiseröhre aufsteigt. In der Fachsprache wird ein Zwerchfellbruch als Hiatushernie bezeichnet (Hernie = Bruch). Dabei verschiebt sich ein Teil des Magens nach oben, sodass er sich oberhalb des Zwerchfells befindet.
90 % aller Zwerchfellhernien sind sog. axiale Hernien oder Gleithernien. Der obere Teil des Magens „gleitet“ dabei durch die Zwerchfellöffnung und weitet sich oberhalb des Zwerchfells in der Brusthöhle aus.
Bei einer paraösophagealen Hernie (para = neben, Ösophagus = Speiseröhre) treten auch weiter unten gelegene Teile des Magens durch das Zwerchfell. Der Übergang zur Speiseröhre kann jedoch in seiner ursprünglichen Lage bleiben.
In seltenen Fällen ist diese Öffnung zwischen der Bauchhöhle und der Brusthöhle so groß, dass sich auch andere Bauchorgane nach oben in die Brusthöhle schieben. Dabei können sich neben dem Magen auch der Dickdarm, der Dünndarm, das Bauchfell und/oder die Milz verlagern.
Symptome
Eine Zwerchfellhernie verursacht häufig keine Symptome. Bei Gleithernien können Symptome einer Refluxkrankheit, wie Sodbrennen und saures Aufstoßen, auftreten. Bei paraösophagealen Hernien bestehen vor allem Schmerzen im Oberbauch und hinter dem Brustbein, Schluckbeschwerden oder Atembeschwerden. Auch Übelkeit und Erbrechen sowie Magenblutungen können vorkommen.
Keine dieser Symptome lassen eindeutig auf eine Zwerchfellhernie schließen. Die Symptome sind unspezifisch, d. h. sie können auch durch eine andere Erkrankung verursacht sein. Zudem besteht kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Größe einer Hiatushernie und dem Grad der Beschwerden.
Ursachen
Eine Zwerchfellhernie wird begünstigt durch eine altersbedingte Schwächung der Bänder, die die Speiseröhre an der Durchtrittsstelle durch das Zwerchfell festhalten. Zusammen mit erhöhtem Druck im Bauchraum kann dies dazu führen, dass sich Teile des Magens durch die Zwerchfellöffnung nach oben verlagern. In manchen Fällen treten Zwerchfellhernien familiär gehäuft auf.
Die Zwerchfellhernie tritt häufig gemeinsam mit einer Refluxkrankheit (Sodbrennen) auf. Außerdem können Verletzungen der Magenschleimhaut im Bereich der Durchtrittspforte entstehen, die zu Blutverlust und Blutarmut (Anämie) führen können.
Zwerchfellhernien treten mit zunehmendem Alter und bei übergewichtigen Personen häufiger auf. Begünstigt wird eine Zwerchfellhernie zudem durch Umstände, unter denen der Druck in der Bauchhöhle erhöht ist, wie zum Beispiel in der Schwangerschaft und bei häufigem schwerem Heben. Gleiches gilt, wenn bereits zuvor einmal eine Operation aufgrund einer Zwerchfellhernie stattgefunden hat, Verletzungen im Bauch-/Brustraum aufgetreten sind oder eine Verformung der Wirbelsäule (z. B. Skoliose) besteht.
Häufigkeit
In westlichen Ländern betrifft die Zwerchfellhernie schätzungsweise 30–50 % der Bevölkerung. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Untersuchungen
- Eine Zwerchfellhernie wird oft zufällig bei Untersuchungen wegen anderer Erkrankungen festgestellt, denn in den meisten Fällen verursacht sie keine Symptome.
- Wenn Beschwerden bestehen, die den Verdacht auf eine Zwerchfellhernie lenken, werden bildgebende Untersuchungen veranlasst.
- Mit einer Blutuntersuchung kann eine Blutarmut (Anämie) erkannt werden.
- Bei einer Spiegelung von Speiseröhre und Magen (Ösophagogastroduodenoskopie) können Größe und Typ der Hernie festgestellt und die Schleimhaut der Speiseröhre beurteilt werden.
- Die Zwerchfellhernie kann auch mit einer Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel dargestellt werden. Dabei erhalten die Patient*innen ein Kontrastmittel zum Schlucken.
- Falls der Verdacht auf eine seltene paraösophageale Hernie besteht, kann eine Computertomografie (CT) sinnvoll sein.
- Vor einer evtl. Operation sollte eine sog. Manometrie erfolgen, mit der die Druckverhältnisse in der Speiseröhre untersucht werden können.
Behandlung
- Das Ziel der Behandlung ist, Symptome zu lindern und Komplikationen zu vermeiden.
- Wenn Beschwerden wie Sodbrennen vorliegen, die durch einen Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre hervorgerufen werden, spricht man von einer gastroösophagealen Refluxkrankheit, die durch Änderungen des Lebensstils und ggf. durch säurehemmende Medikamente behandelt werden kann (siehe dort).
Operation
- In manchen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, insbesondere bei paraösophagealen Hernien, die Beschwerden hervorrufen.
- Die Ziele der operativen Behandlung einer Zwerchfellhernie bestehen darin, Magen und Übergang zur Speiseröhre in den Bauchraum rückzuverlagern, die Bruchpforte zu verkleinern sowie den Rückfluss von Magensäure und Schluckbeschwerden zu verhindern.
- Die meisten Eingriffe werden in Form einer Schlüsselloch-Operation (Laparoskopie) durchgeführt.
Prognose
Bei den meisten Patient*innen mit einer unkomplizierten Gleithernie lässt sich durch eine Lebensstiländerung und Medikamente eine zufriedenstellende Symptomlinderung erreichen. Nach einer Operation können Rückfälle auftreten.
Bei einer paraösophagealen Hernie besteht ein Risiko von 5 %, dass Organe in der Bruchpforte eingeklemmt werden.
Weitere Informationen
- Refluxkrankheit (Sodbrennen)
- Hiatushernie – Informationen für ärztliches Personal
Autorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
Quellen
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Hiatushernie. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
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