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Erregerbedingte Enzephalitis

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Definition:
Durch eine Infektion ausgelöster entzündlicher Prozess im Gehirn, der von neurologischen Symptomen begleitet wird. Virale, bakterielle, parasitäre oder mykotische Ursache.
Häufigkeit:
Gesamtinzidenz unklar. Virale Enzephalitiden sind häufiger als bakterielle (Meningo-)Enzephalitiden. Noch viel seltener beruhen Enzephalitiden auf einer Infektion mit Parasiten oder Pilzen. Die häufigste sporadische Virusenzephalitis in Mitteleuropa ist die Herpes-simplex-Enzephalitis (Inzidenz: 5/100.000).
Symptome:
Akute Enzephalitis: Bewusstseinsstörungen, neurologische Herdsymptome, Fieber, evtl. Kopfschmerzen, Übelkeit. Evtl. mehrphasiger Verlauf mit unspezifischen Prodromi. Chronische Enzephalitis: Verlauf in vier Stadien: Wesensänderungen, Myoklonien und Krampfanfällen, Dyskinesien, Dezerebrationsstarre.
Befunde:
Evtl. typischer Haut- oder Schleimhautbefund als Zeichen der zugrunde liegenden Infektionskrankheit. Evtl. Zeichen einer meningealen Reizung (z. B. Nackensteife). Fokalneurologische Symptome, evtl. Hirnnervenausfälle, Persönlichkeitsveränderungen, kognitive Defizite.
Diagnostik:
Anamnese und klinischer Befund, Liquoruntersuchung einschließlich mikrobiologischer Diagnostik, Bildgebung, evtl. EEG.
Therapie:
Frühzeitige empirische Therapie mit Aciclovir intravenös bei allen Fällen schwerer, akuter Enzephalitis. Wenn eine bakterielle Meningitis/Meningoenzephalitis differenzialdiagnostisch nicht ausgeschlossen werden kann, sofortiger Beginn einer Antibiose. Ein frühzeitiger Behandlungsbeginn vermindert das Risiko für lebensbedrohliche Komplikationen und schwere Folgeschäden.
  1. Hacke W (Hrsg.), Poeck K (Begr.). Neurologie. Berlin, Heidelberg: Springer 2016; 514-524.
  2. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Virale Meningoenzephalitis. AWMF-Leitlinie Nr. 030-100. S1, Stand 2018 (abgelaufen). www.awmf.org  
  3. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Atypische erregerbedingte Meningoenzephalitiden. AWMF-Leitlinie Nr. 030-061, Stand 2012 (abgelaufen). www.thieme-connect.de  
  4. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Meningoenzephalitis, ambulant erworbene bakterielle (eitrige). AWMF-Leitlinie Nr. 030-089. S2k, Stand 2015 (abgelaufen). www.awmf.org  
  5. Patel PB. Encephalitis. BMJ Best Practice. Last reviewed: 26 Jan 2023; last updated: 16 Aug 2022. bestpractice.bmj.com  
  6. Kaminski M, Grummel V, Hoffmann D, et al. The spectrum of aseptic central nervous system infections in southern Germany - demographic, clinical and laboratory findings. Eur J Neurol 2017 Jun 21 Epub ahead of print PMID: 28636287 PubMed  
  7. Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber für Ärzte - Windpocken, Herpes zoster (Gürtelrose). Stand: 01.08.2017 www.rki.de  
  8. Robert Koch-Institut. Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2020. Datenstand: 01.03.2021. www.rki.de  
  9. Robert Koch-Institut. Masernerkrankung. Stand: 18.01.2022 www.rki.de  
  10. Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber für Ärzte - Mumps. Stand 20.02.2023. www.rki.de  
  11. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 2023, Stand 16.09.2022. www.dimdi.de  
  12. Gesellschaft für Neuropädiatrie. Nicht-eitrige ZNS Infektionen von Gehirn und Rückenmark im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 022-004, Klasse S1, Stand 2015 (abgelaufen). www.awmf.org  
  13. Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. Fachliche Anwendungshinweise zur Masern-Postexpositionsprophylaxe bei Risikopersonen. Epidemiologisches Bulletin 2/2017. edoc.rki.de  
  • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg

Frühere Autor*innen

  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok(NEL, https://legehandboka.no/).