Knorpelschäden im Hüftgelenk
Knorpelschäden können vor allem bei Sportler*innen und anderen körperlich besonders aktiven Menschen im Hüftgelenk auftreten. Hierbei werden kleine Knorpelstücke im Hüftgelenk eingeklemmt und können starke Schmerzen und gelegentlich Blockaden in der Hüfte auslösen.
Was sind Knorpelschäden im Hüftgelenk?
Definition
Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk, das aus der Gelenkkugel (Oberschenkelkopf) und der Hüftgelenkpfanne (Azetabulum) besteht. Die Gelenkflächen von Oberschenkelkopf und Hüftgelenkpfanne sind mit Gelenkknorpel überzogen. Das Hüftgelenk weist eine erhebliche Beweglichkeit in allen Ebenen auf. Es wird stabilisiert durch die Gelenkkapsel, umgebende Muskulatur und Knorpel, der die knöcherne Fläche der Hüftgelenkpfanne bedeckt, sowie durch eine Knorpellippe (Labrum), die eine Verlängerung der Gelenkpfanne darstellt und einige Millimeter über das Hüftgelenk hinausragt.
Mechanische Belastungen durch Bewegung oder Veränderungen im Bereich des Hüftgelenks führen dazu, dass die Gelenkfläche beim Beugen oder bei Rotationsbewegungen der Hüfte eingeklemmt wird. Dabei kommt es zu einem im Bewegungsverlauf verfrühten und schmerzhaften Aufeinanderschlagen zwischen dem oberen Ende des Oberschenkelknochens und der Hüftgelenkpfanne oder dem Becken.
Symptome
Charakteristisch für Knorpelschäden im Hüftgelenk sind plötzlich auftretende, stechende Schmerzen bei Bewegungen und das Gefühl einer Blockade. Starke Schmerzen können auftreten, wenn die Betroffenen die Hüfte drehen, insbesondere in Richtung der betroffenen Seite. Die Schmerzen treten anfangs nur nach starker Belastung auf und nehmen im Verlauf der Zeit zu. Sie verschlimmern sich nach langem Sitzen, beim Aufstehen vom Stuhl, beim Aussteigen aus einem Auto oder beim Nach-vorne-Beugen.
Ursachen
Knorpelschäden entstehen am Übergang zwischen Oberschenkelkopf und dem Rand der Gelenkpfanne. Man unterscheidet im Wesentlichen drei Arten von Schäden: Veränderungen an der Gelenkpfanne, bei denen diese zu weit hervorragt, Veränderungen des Schenkelhalses und Rotationsstörungen des Oberschenkelknochens. Oft liegt eine Kombination der verschiedenen Formen und keine isolierte Form vor. Meist werden dabei kleine Teile der Knorpellippe eingeklemmt, daher die Bezeichnung Impingement oder Einklemmung.
Die Schäden treten meist bei außerordentlicher körperlicher Belastung bei jungen Menschen auf, v. a. bei Sportarten mit starken Beugungs-, Spreiz- und Rotationsbewegungen wie Fußball, Eishockey, Hürdenlauf oder Kampfsport. Diese Art der Knorpelschädigung kommt darüber hinaus als frühe Ursache für Gelenkverschleiß (Arthrose) in Betracht.
Häufigkeit
Von Knorpelschäden im Hüftgelenk sind häufig jüngere, sportlich aktive Menschen betroffen. Typisch sind ein Alter von 20–30 Jahren und regelmäßige sportliche Betätigung.
Untersuchungen
- Bei Verdacht auf Knorpelschäden in der Hüfte aufgrund der charakteristischen Beschreibungen können verschiedene Tests der Hüftrotation in der ärztlichen Untersuchung durchgeführt werden. Dabei ergeben das Ausmaß der Beweglichkeit, die ausgelösten Schmerzen und Vergleiche der beiden Seiten ein erstes Bild.
- Röntgenaufnahmen tragen häufig dazu bei, die Störung darzustellen.
- Bei Unsicherheit hinsichtlich der Diagnose kann eine MRT mit Kontrastmittelinjektion in das Hüftgelenk durchgeführt werden.
Behandlung
- Im ersten Schritt wird eine konservative Behandlung empfohlen.
- Dazu zählen eine Sportpause und eine physiotherapeutische Therapie zur Mobilisierung und Dehnung für mindestens 6 Wochen.
- Eine medikamentöse Behandlung kann zur Linderung der Schmerzen beitragen.
- Es können auch Medikamente direkt in das Hüftgelenk injiziert werden.
- Wenn diese Maßnahmen über mehr als 6 Monate nicht erfolgreich sind und die Beschwerden zunehmen, wird bei Patient*innen ohne Arthrose-artige Veränderungen zu einer meist arthroskopischen Operation geraten.
- Bei einer Arthroskopie handelt es sich um eine sog. Knopfloch-Technik mit kleinstmöglichen Operationswunden. Dabei wird eine kleine Röhre mit einer Kamera und chirurgischen Instrumenten in das Gelenk eingeführt. Während der Untersuchung können so die Knorpelschäden beurteilt und repariert werden.
Prognose
- Die Erkrankung entwickelt sich in der Regel allmählich. Die Schädigung des Gelenkknorpels kann so weit fortschreiten, dass die Betroffenen auch bei alltäglichen Aktivitäten Schmerzen haben.
- Es kann zu einer frühzeitigen Entwicklung von Gelenkverschleiß (Arthrose) kommen.
- Nach zwei Jahren bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen konservativ und arthroskopisch behandelten Patient*innen. Die Prognose ist sowohl nach konservativer als auch operativer Behandlung gut und die meisten Patient*innen können wieder Sport betreiben.
- Nach der operativen Therapie können junge Menschen in mehr als 90 % der Fälle zu ihrer ursprünglichen sportlichen Aktivität zurückkehren.
- Bis zu 1/3 der Patient*innen haben jedoch nach zwei Jahren noch Beschwerden, sowohl bei konservativer als auch chirurgischer Therapie.
Weitere Informationen
- Hüftgelenksarthrose
- Hüftimpingement – Informationen für ärztliches Personal
Autor
- Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien
Quellen
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Hüftimpingement. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
- Leibold CS, Schmaranzer F, Tannast M, et al. Femoroazetabuläres Impingement – aktuelles Verständnis. Z Orthop Unfall 2019; 157(3): 317-336. www.thieme-connect.com
- Lee WD, Kang C, Hwang DS, et al. Descriptive Epidemiology of Symptomatic Femoroacetabular Impingement in Young Athlete: Single Center Study. Hip Pelvis 2016; 28(1): 29-34. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Clohisy JC, Baca G, Beaulé PE, et al. Descriptive epidemiology of femoroacetabular impingement: a North American cohort of patients undergoing surgery.. Am J Sports Med 2013; 41(6): 1348-56. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Rankin AT, Bleakley CM, Cullen M. Hip Joint Pathology as a Leading Cause of Groin Pain in the Sporting Population: A 6-Year Review of 894 Cases. Am J Sports Med 2015 Jul; 43(7): 1698-703. pmid:25964274 PubMed
- Riedl M, Fickert S. Bedeutung des femoroazetabulären Impingements im Sport. Arthroskopie 2022; 35: 93-99. link.springer.com
- Gosvig KK, Jacobsen S, Sonne-Holm S, et al. The prevalence of cam-type deformity of the hip joint: a survey of 4151 subjects of the Copenhagen Osteoarthritis Study. Acta Radiol 2008; 49(4): 436-41. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Pollard TC, Villar RN, Norton MR, et al. Genetic influences in the aetiology of femoroacetabular impingement: a sibling study. J Bone Joint Surg Br 2010; 92(2): 209-16. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Ochoa LM, Dawson L, Patzkowski JC, Hsu JR. Radiographic Prevalence of femoroacetabular impingement in a young population with hip complaints is high. Clin Orthop Relat Res 2010; Jan 27. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Fraitzl CR, Kappe T, Reichel H. Das femoroacetabuläre Impingement – eine häufige Ursache des Leistenschmerzes beim Sportler. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin 2010; 61(12): 292-8. www.germanjournalsportsmedicine.com
- Chiari C, Lutschounig MC, Nöbauer-Huhmann I, et al. Femoroacetabuläres Impingement Syndrom bei Jugendlichen. Sports Orthopaedics and Traumatology 2022; 38(3): 276-82. www.sciencedirect.com
- Martin RL, Sekiya JK. The interrater reliability of 4 clinical tests used to assess individuals with musculoskeletal hip pain. J Orthop Sports Phys Ther 2008; 38: 71-7 PubMed
- Kusma M, Bachelier F, Schneider G, et al. Femoroazetabuläres Impingement Klinische und radiologische Diagnostik. Orthopäde 2009; 38: 402-11. DOI: 10.1007/s00132-008-1384-4 DOI
- Bredella MA, Stoller DW. MR imaging of femoroacetabular impingement. Magn Reson Imaging Clin N Am 2005; 13: 653. PubMed
- Mansell NS, Rhon DI, Meyer J, et al. Arthroscopic Surgery or Physical Therapy for Patients With Femoroacetabular Impingement Syndrome: A Randomized Controlled Trial With 2-Year Follow-up. Am J Sports Med 2018; 46(6): 1306-14. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Mansell NS, Rhon DI, Marchant BG, et al. Two-year outcomes after arthroscopic surgery compared to physical therapy for femoracetabular impingement: A protocol for a randomized clinical trial. BMC Musculoskelet Disord 2016; 4(17): 60. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Zhang C, Li L, Forster BB, et al. Femoroacetabular impingement and osteoarthritis of the hip. Can Fam Physician 2015; 61(12): 1055-60. www.ncbi.nlm.nih.gov