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Brustkorbschmerzen (Brustwandsyndrom)

Bei einem Brustwandsyndrom treten Schmerzen im Brustbereich auf, die harmlos sind. Sie werden häufig durch Muskelverspannungen ausgelöst.

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Was ist das Brustwandsyndrom?

Definition

Beim Brustschmerzsyndrom treten Schmerzen im Bereich des Brustkorbs auf, deren Ursache im Bewegungsapparat liegt. Ärzt*innen bezeichnen dies als Interkostalmyalgie.
Oft rufen Muskelverspannungen die Beschwerden hervor. Die Brustschmerzen sind häufig stechend und treten oft auf der linken Seite oder hinter dem Brustbein auf. Viele Patient*innen nehmen sie als bedrohlich und unangenehm wahr: Sie befürchten, dass sich eine schwerwiegende Erkrankung der Herzens oder der Lunge dahinter verbirgt, z. B. ein Herzinfarkt. Es handelt sich aber um harmlose Beschwerden.

Symptome

Wichtig ist die Abgrenzung zu Beschwerden, die tatsächlich durch eine Herz- oder Lungenerkrankung verursacht sind. Die folgenden Merkmale sprechen gegen eine schwerwiegende Erkrankung:

  • Muskelverspannungen, die in einem bestimmten Bereich oder nur an einem Punkt auftreten.
  • Schmerzen, die durch Druck auf den begrenzten Bereich wiederholt ausgelöst werden können.
  • Stechende Schmerzen.
  • Schmerzen, die nicht als drückend oder beengend empfunden werden.
  • Schmerzen, die nicht belastungsabhängig auftreten.
  • Schmerzen, die nur sehr kurz (unter 5 sec) oder mehr als eine halbe Stunde andauern.
  • Schmerzen, die beim Einatmen zunehmen.
  • Schmerzen, die sich durch eine bestimmte Bewegung oder eine andere Körperhaltung verändern.
  • Schmerzen, die innerhalb einiger Sekunden nach dem Hinlegen abnehmen.
  • Schmerzen, die nach dem Essen innerhalb einiger Sekunden abnehmen.
  • Betroffene haben keine Gefäßerkrankungen und leiden nicht an Husten, Luftnot oder einem Atemwegsinfekt.

Ursachen

Die Ursache für ein Brustwandsyndrom ist nicht immer eindeutig zu bestimmen. Häufig sind Muskelverspannungen der Grund. Stress und Angst können die Entstehung eines Brustwandsyndroms begünstigen.

Häufigkeit

Etwa 20–40 % der Bevölkerung hat im Lauf des Lebens ein Brustwandsyndrom. Es ist mit 47 % die häufigste Diagnose als Ursache für Brustschmerz.

Untersuchungen

Hausärzt*innen können ein Brustwandsyndrom anhand der Symptome und durch eine körperliche Untersuchung diagnostizieren und eine schwerwiegende Erkrankung weitgehend ausschließen: Örtlich begrenzte Muskelverspannungen und eine ausgeprägte Druckempfindlichkeit der Muskeln sind untypisch für Erkrankungen von Herz oder Lunge.
Sie fragen aber auch gezielt nach Symptomen, die für andere Erkrankungen sprechen (z. B. Husten und Luftnot), oder ob eine Gefäßerkrankung bekannt ist. Ist unklar, ob eine Herz- oder Lungenerkrankung hinter den Beschwerden steckt, so werden weitere Untersuchungen durchgeführt, z. B. ein Elektrokardiogramm (EKG), eine Röntgenaufnahme oder eine Blutentnahme.

Behandlung

Liegt keine schwerwiegende Erkrankung des Herzens oder der Lunge vor, so ist keine Behandlung nötig.

Was können Sie selbst tun?

Bei Bedarf können Sie Schmerzmittel einnehmen. Da Stress und Angst zu einem Brustwandsyndrom beitragen können, helfen manchen Menschen Entspannungsübungen und eine verbesserte Atemtechnik. Diese können Sie z. B. unter physiotherapeutischer Anleitung erlernen.

Prognose

Ein Brustwandsyndrom ist ungefährlich. Jedoch haben mehr als die Hälfte aller Patient*innen auch nach 6 Monaten noch Beschwerden.

Weitere Informationen

Autorin

  • Karen Zoufal, Medizinjournalistin, Helmstedt

Quellen

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Interkostalmyalgie/Brustwandsyndrom. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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