Fieberkrämpfe bei Kindern
Fieberkrämpfe sind zerebrale Krampfanfälle bei Kindern im Alter zwischen 6 Monaten und 5 Jahren, die in Verbindung mit fieberhaften Infekten auftreten, ohne dass die krampfauslösenden Ursachen, wie z. B. eine Hirnhautinfektion, nachgewiesen werden können.
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https://deximed.de/home/klinische-themen/paediatrie/patienteninformationen/nervensystem/fieberkraempfe-bei-kindern/Was sind Fieberkrämpfe?
Definition
Bei Fieberkrämpfen handelt es sich um Krampfanfälle, die bei Kindern zwischen 6 Monaten und 5 Jahren im Zusammenhang mit Fieber über 38 °C oder fieberhaften Infekten auftreten, ohne dass eine Infektion des Gehirns oder hirnumgebender Strukturen (z. B. Hirnhäute) oder andere krampfauslösende Ursachen nachgewiesen werden können.
Das Gehirn entlädt sich dabei synchron, was zum Anspannen mit anschließenden Zuckungen des Körpers und Bewusstseinsverlust führen kann. Diese Anfallsart wird als generalisiert tonisch-klonisch oder Grand-Mal bezeichnet.
Symptome
Fieberkrämpfe treten meist im Fieberanstieg auf und dauern in der Regel etwa 2 Minuten. In den meisten Fällen kommt es zu Muskelzuckungen am ganzen Körper. Nach dem Anfall schläft das Kind oft ein.
Bei Krampfanfällen mit einer Dauer über 15 Minuten, mehreren Anfällen innerhalb von 24 Stunden sowie Muskelzuckungen oder Gefühlsstörungen, die z. B. einseitig auftreten oder auf ein bestimmtes Körperteil begrenzt sind (fokale Anfälle), spricht man von komplizierten Fieberkrämpfen. Die meisten Fieberkrämpfe verlaufen allerdings unkompliziert.
Ursachen
Fieberkrämpfe werden durch eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren verursacht. Der genaue Mechanismus ist allerdings nicht bekannt.
Fieberkrämpfe treten häufiger bei Virusinfektionen, Entwicklungsstörungen, nach einer komplizierten Geburt oder niedrigem Geburtsgewicht auf.
Häufigkeit
Etwa 2–5 % aller Kinder erleiden einen Fieberkrampf, am häufigsten um das zweite Lebensjahr. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen.
Untersuchungen
- Die Diagnose kann anhand der typischen Krankengeschichte mit Fieber und gleichzeitigen Krämpfen gestellt werden.
- Fieberkrämpfe sind in der Regel harmlos, sehen aber beängstigend aus. In solchen Situationen fällt es den Eltern oft schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Dennoch wird empfohlen, sich während des Krampfanfalls die Zeit zu nehmen, den Anfall zu beobachten: Achten Sie besonders darauf, ob Zuckungen sowohl in den Armen als auch in den Beinen auftreten und ob Zuckungen auf einer oder beiden Körperseiten auftreten.
- Bei der körperlichen Untersuchung wird auf Anzeichen einer Hirnhautentzündung oder einer anderen schweren Erkrankung geachtet.
- Zudem wird die Temperatur gemessen.
- Blutuntersuchungen oder andere Tests sind bei einem Fieberkrampf nicht erforderlich, wenn keine Anzeichen für eine schwere Erkrankung vorliegen.
- In manchen Fällen kann es hilfreich sein, ein EEG (Darstellung der elektrischen Aktivität im Gehirn) zu schreiben. Dies trifft z. B. auf die Fälle zu, in denen nicht sicher ist, ob es sich um einen Anfall im Rahmen einer Epilepsie oder im Rahmen eines Fieberkrampfes handelt.
Behandlung
Während eines Anfalls
- Versuchen Sie, Ruhe zu bewahren, auch, wenn dies schwerfällt. Beobachten Sie das Kind.
- Legen Sie das Kind auf die Seite, sodass Speichel oder Schleim aus dem Mund abfließen können, und vermeiden Sie, dass sich das Kind während eines Anfalls verletzt.
- Halten Sie das Kind durch eine möglichst leichte Bekleidung kühl. Decken Sie das Kind auf, senken Sie die Raumtemperatur oder sorgen Sie mit einem feuchten Waschlappen für Abkühlung (dies gilt allgemein bei Kindern mit Fieber, nicht nur, wenn das Kind einen Fieberkrampf hat).
Medikamente
- Wenn bereits in der Vorgeschichte unkomplizierte Fieberkrämpfe aufgetreten sind, können Sie in Absprache mit den behandelnden Ärzt*innen bei einem erneuten Fieberkrampf, der mehr als 5 Minuten anhält, ggf. Diazepam oder ein anderes Medikament geben.
- Diazepam wird in der Regel als Zäpfchen in den Mastdarm verabreicht. Lassen Sie sich die richtige Anwendungsweise erklären.
Nach dem Anfall
- Messen Sie die Temperatur.
- Das Kind sollte reichlich trinken.
Einweisung ins Krankenhaus
- Kinder unter 12 Monaten oder mit komplizierten Fieberkrämpfen oder Krampfanfällen ohne Fieber werden im Krankenhaus behandelt.
Vorbeugung
- Bei nachfolgenden Fieberepisoden wird üblicherweise empfohlen, fiebersenkende Mittel zu verabreichen. Es ist jedoch nicht erwiesen, dass die Anwendung von fiebersenkenden Medikamenten das Risiko für weitere Anfälle senken kann.
- Ggf. wird von den behandelnden Ärzt*innen ein Medikament verschrieben, um lang andauernde Anfälle bei erneutem Auftreten zu durchbrechen (siehe oben).
Prognose
Der eigentliche Fieberkrampf ist in der Regel nicht gefährlich für das Kind. Es kann aber im Zusammenhang mit dem Fieberkrampf zu Stürzen und anderen Verletzungen kommen. Bei bis zu 75 % der Kinder treten bei späteren Fieberepisoden erneut Fieberkrämpfe auf.
Die Prognose ist gut. Die Sterblichkeit ist bei Kindern mit Fieberkrämpfen nicht erhöht. Ebenso wird die kognitive Entwicklung der betroffenen Kinder nicht beeinträchtigt.
Etwa 3–4 % der Kinder mit Fieberkrämpfen erkranken später an einer Epilepsie. Das Risiko für eine spätere Epilepsie ist erhöht, wenn die Anfälle länger als 10 Minuten dauern, nur einseitig auftreten oder ein Körperteil betreffen, mehrmals innerhalb von 24 Stunden auftreten sowie eine Häufung für Epilepsie in der Familie vorliegt.
Weitere Informationen
- Epilepsie
- Epilepsie bei Kindern
- Fieberkrampf – Informationen für ärztliches Personal
Autorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden