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Akute Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind sehr häufig. Die meisten Menschen erleben in ihrem Leben mehrere Episoden mit starken Rückenschmerzen. Rückenschmerzen sind in der Regel vorübergehend. Versuchen Sie, sich weitestgehend normal zu verhalten – das ist die beste Behandlung.

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Was sind akute Rückenschmerzen?

Definition

Rückenschmerzen sind Schmerzen unterhalb des Rippenbogens und oberhalb der Gesäßfalte, die ggf. in die Beine ausstrahlen können. Oft lässt sich kein eindeutiger Grund für die Beschwerden finden. Fachleute sprechen in diesem Fall von nicht-spezifischen Kreuzschmerzen. Es gibt dann keine Hinweise auf eine gefährliche Ursache wie einen Schaden an den Bandscheiben oder einen Wirbelbruch. Als akute Rückenschmerzen werden Schmerzen bezeichnet, die weniger als 6 Wochen anhalten.

Symptome

Die Schmerzen treten unterhalb des Rippenbogens und oberhalb der Gesäßfalte auf und können z. B. in den Oberschenkel ausstrahlen. Zusätzlich können schmerzbedingte Bewegungseinschränkungen und Fehlhaltungen sowie Verspannungen auftreten.

Ursachen

Oft ist nicht mit Sicherheit festzustellen, warum jemand an Rückenschmerzen leidet. Folgende Ursachen kommen infrage: schweres Heben und Verdrehen, einseitige Belastung, schlechte körperliche Verfassung und andauernde Bewegungsarmut, Unzufriedenheit und Probleme am Arbeitsplatz oder im häuslichen Umfeld sowie eine geerbte Anfälligkeit. Oft liegt eine Kombination verschiedener Ursachen vor.

In seltenen Fällen können andere (potenziell schwerwiegende) Krankheiten dahinter stecken, beispielsweise ein Wirbelbruch, Tumorerkrankung oder Infektionen/rheumatische Entzündungen. Auf dieser Grundlage können Rückenschmerzen wie folgt eingeteilt werden:

  1. gewöhnliche (unspezifische) Rückenschmerzen und altersbedingte Abbauveränderungen (80–90 %).
  2. spezifische Kreuzschmerzen mit körperlich eindeutigen Ursachen und Behandlungsoptionen, z. B. Bandscheibenvorfall, entzündliche Kreuzschmerzen, Knochenbruch, Infektion, Tumor (10–20 %)
  3. Rückenschmerzen, die nicht mit der Wirbelsäule zusammenhängen, sondern auf andere Organe zurückgehen, z. B. Harnsteine, Nierenbeckenentzündung, Aortenaneurysma, Bauchspeicheldrüsenentzündung (ca. 2 %).

Häufigkeit

Rückenschmerzen sind weit verbreitet, und bis zu 85 % der Bevölkerung leiden ein oder mehrere Male in ihrem Leben an Rückenschmerzen. Neben Atemwegs- und psychischen Erkrankungen führt Rückenschmerz seit Jahren die Statistiken der Gründe für Arbeitsunfähigkeit und medizinische Rehabilitation an.

Zwischen 30–50 Jahren sind akute Kreuzschmerzen am häufigsten. Frauen sind etwas öfter betroffen. In allen Altersgruppen geben Personen mit niedrigem Sozialstatus (gemessen an Bildung, beruflicher Stellung und Einkommen) häufiger Kreuzschmerzen an als Personen mit mittlerem oder hohem Sozialstatus.

Untersuchungen

  • Im ärztlichen Gespräch geht es darum, herauszufinden, wie lange die Schmerzen schon bestehen, ob sie in andere Körpergegenden wie den Oberschenkel ausstrahlen, ob Vorerkankungen bestehen und ob bereits Behandlungen durchgeführt wurden. Es ist auch von Anfang an wichtig, zu wissen, wie die psychosoziale Situation der Betroffenen ist und ob private oder berufliche Probleme bestehen.
  • Stellt sich im Gespräch heraus, dass ein Verdacht auf eine zugrunde liegende schwere Krankheit besteht (z. B. Lähmungen, Ausstrahlung in die Brust, Verletzungen, hohes Fieber, Probleme beim Wasserlassen oder eine bekannte frühere Krebserkrankung), werden dahingehend genauere Untersuchungen und Tests durchgeführt. Dies ist jedoch nur selten der Fall.
  • Können im Gespräch keine Ursachen identifiziert werden, wird eine allgemeine körperliche Untersuchung durchgeführt. Geprüft wird auch die Beweglichkeit der Gelenke, und ob dabei Schmerzen ausgelöst werden können.
  • In einigen Fällen ist es notwendig, Bluttests durchzuführen.
  • Wenn der Schmerz sich über 4–6 Wochen nicht verändert, können auch Röntgenaufnahmen oder eine Magnetresonanztomografie gemacht werden.

Behandlung

  • Meist bessern sich akute Kreuzschmerzen von allein und brauchen keine spezifische Behandlung.
  • Bewegung ist das beste Mittel gegen andauernde Kreuzschmerzen und dient auch der Vorbeugung. Bettruhe ist dagegen ungünstig. Wichtig ist, dass Sie Ihre alltäglichen Aktivitäten beibehalten.
  • Entspannungsverfahren (progressive Muskelrelaxation, „PMR") oder eine kognitive Verhaltenstherapie können die Beschwerden lindern. Außerdem können Ergotherapie, Massagen, Wärmetherapie oder eine Rückenschule, also eine Art der Physiotherapie, Teil der Behandlung sein.
  • Von anderen Verfahren raten Fachleute ab. Dazu gehören u. a. Behandlungen mit Strom, Injektionen sowie Kinesio-Taping.
  • Es werden so viel Schmerzmittel wie nötig, aber so wenig wie möglich verschrieben.
    • Dabei sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Diclofenac oder Ibuprofen die am ehesten empfohlenen Schmerzmittel.
    • Wenn NSAR nicht möglich sind, können COX-2-Hemmer oder Metamizol eingesetzt werden bzw. unter Umständen auch Opioide.
  • Bessern sich die Rückenschmerzen nach einigen Wochen nicht, soll die weitere Therapie multidisziplinär geplant werden. Halten sie länger als 6 Wochen an, soll den Patient*innen eine multimodale Therapie angeboten werden, die Schmerz-, Psycho- und Bewegungstherapien kombiniert.
  • Massage und andere passive Maßnahmen sollen nicht oder allenfalls bei länger als 6 Wochen anhaltenden Kreuzschmerzen nur in Verbindung mit aktivierenden Maßnahmen eingesetzt werden.
  • Von Spritzen mit schmerzstillenden Wirkstoffen oder anderen Mitteln wird abgeraten. Auch Operationen an der Wirbelsäule sind nicht zu empfehlen, wenn die Ursache für Ihre Schmerzen unklar ist. Eine Operation ist nur bei spezifischen Kreuzschmerzen indiziert, z. B. bei einem Bandscheibenvorfall.

Was können Sie selbst tun?

  • Sie sollten so wenig wie möglich liegen. Bettruhe ist kein Behandlungsansatz, und der Rücken wird nicht im Liegen geheilt.
  • Die Heilung des Rückens wird am besten angeregt, indem Sie Ihren Tätigkeiten so normal wie möglich nachgehen. Alltägliche Aktivitäten und Arbeit sollten daher so bald wie möglich wieder aufgenommen werden.
  • Um die anfängliche Bewegung zu ermöglichen, kann auf Schmerzmittel zurückgegriffen werden.
  • Schweres Heben und Verdrehbewegungen sollen gemieden werden.
  • Kräftigen Sie Ihre Rumpfmuskulatur; sie stützt und entlastet die Wirbelsäule. Dies kann auch zukünftigen Rückenschmerzen vorbeugen.

Prognose

  • Im Regelfall ist keine Verlaufskontrolle notwendig, da ein großer Teil der Patient*innen innerhalb von 2 Wochen wieder arbeiten geht.
  • In einer Studie nahmen 68 % der Patient*innen innerhalb eines Monats, 85 % innerhalb von 6 Monaten und 93 % nach 6 Monaten die Arbeit wieder auf.
  • Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit für Rückenschmerzen in Deutschland beträgt 17 Tage.
  • Bei ca. 2/3 der Patient*innen kommt es innerhalb des ersten Jahres nach einer akuten Episode zu erneuten Rückenschmerzen.
  • Es besteht die Gefahr der Chronifizierung und Erwerbsunfähigkeit.

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Autor

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien