
Rauchlose Tabakprodukte
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Deximed – Deutsche Experteninformation Medizin
"Deximed ist für mich eine große Hilfe, um im Praxisalltag schnell aktuelles Wissen zur Therapie oder Diagnostik nachschlagen zu können. Die übersichtliche Struktur ermöglicht es, sogar im Patientenkontakt rasch etwas nachzulesen." - PD Dr. med. Guido Schmiemann, Facharzt für Allgemeinmedizin, Bremen
Deximed ist ein unabhängiges Arztinformationssystem mit Fokussierung auf die primärärztliche Versorgung. Evidenzbasierte und regelmäßig aktualisierte Artikel zu allen medizinischen Gebieten zeichnen Deximed aus.
Mehr erfahrenWas sind rauchlose Tabakprodukte?
Schnupftabak, Lutschtabak und Kautabak werden als rauchlose Tabakprodukte bezeichnet, da sie zwar Nikotin enthalten, aber eben nicht geraucht werden. Das Nikotin wird über die Mundschleimhaut in den Körper aufgenommen, was etwas langsamer vonstattengeht als über die Lungen, aber dann dieselbe Wirkung hat.
Zwar sind in Zigaretten und Zigarren noch viel mehr gesundheitsschädliche bzw. giftige Substanzen neben dem Nikotin enthalten, aber auch in rauchlosen Tabakprodukten lassen sich 31 krebserregende Stoffe nachweisen.
Wer regelmäßig solche Produkte kaut, schnupft oder lutscht, erhöht das Risiko für Mundhöhlen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Weil diese Tabakprodukte meist lange im Mund verbleiben, sind Schäden an Zähnen sowie Zahnfleischentzündungen häufig die Folge.
Wenn eine schwangere Frau diese Produkte konsumiert, steigen beim Ungeborenen die Nikotinwerte. Dies schädigt das ungeborene Kind und kann schlimmstenfalls zu einer Fehlgeburt führen. Diese Produkte stellen demnach keine gesündere Alternative zum Rauchen dar.
Typisch für die in Europa hergestellten rauchlosen Tabakprodukte sind die enthaltenen Geschmacksstoffe wie ätherische Öle, Obst, Vanille oder auch Honig und Zucker.
Lutschtabak
Lutschtabak ist v. a. in Skandinavien beliebt und in feuchter oder trockener Form erhältlich. Allgemein wird er auch „Oral Snuff“ genannt; in Schweden gibt es eine besondere Art namens „Snus“ (in allen anderen EU-Ländern verboten). Diesen Tabak gibt es mit verschieden hohem Nikotingehalt. Gerade die Sorten mit niedrigeren Konzentration werden von Jugendlichen oft als Einstieg genutzt, da die Nebenwirkungen des Nikotins milder ausfallen. Lutschtabak führt jedoch auf Dauer zu einer starken Abhängigkeit.
Schnupftabak
Schnupftabak wird, wie der Name sagt, durch die Nase geschnupft bzw. hochgezogen. Auch dieser enthält neben stark nikotinhaltigem Tabak meist Geschmacksstoffe. In Großbritannien wird Schnupftabak als „Snuff“ bezeichnet.
Kautabak
Kautabak wird heute nur noch selten benutzt. Die Tabkablätter sind hier ebenfalls oft mit wohlschmeckenden Zusatzstoffen versetzt.
Fazit
Wer nicht anfangen will zu rauchen oder versucht, auf Zigaretten zu verzichten, sollte als „Alternative“ nicht auf rauchlose Tabakprodukte umsteigen. Sie machen ebenso süchtig und sind ebenfalls gesundheitsschädlich.1
Weitere Informationen
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- Asthma und Rauchen
- Rauchen und koronare Herzkrankheit
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- Schnupftabak und andere rauchlose Tabakprodukte – Informationen für ärztliches Personal
- Rauchen – Informationen für ärztliches Personal
- Raucherentwöhnung – Informationen für ärztliches Personal
Quellen
Literatur
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA. Rauchlose Tabakprodukte. Köln, o.D., Zugriff: 24.5.16. www.rauchfrei-info.de
Autor*innen
- Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien
- Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen
Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Schnupftabak, rauchlose Tabakprodukte. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
- Bundesinstitut für Risikobewertung. Schnupftabak birgt ebenso hohes Suchtrisiko wie Zigaretten. Stellungnahme Nr. 031/2013 des BfR 2013; 031: 1-6. www.bfr.bund.de
- Bertram B, Haid C, Pötschke-Langer M, Schaller K, Streif K. Rauchlose Tabakprodukte: Jede Form von Tabak ist gesundheitsschädlich. Heidelberg: Deutsches Krebsforschungszentrum, 2006. www.dkfz.de
- IARC. Smokeless tobacco. IARC Monographs 2009. monographs.iarc.fr
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