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Neue Links zur Wechselwirkungssuche der atd Arzneimitteldatenbank

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Im Rahmen unserer Kooperation mit der atd Arzneimitteldatenbank des arznei-telegramms  haben wir einige unserer Artikel mit deren Wechselwirkungssuche  verlinkt. Das sind Artikel zu klinischen Themen, bei denen Medikamenteninteraktionen eine besonders große Rolle spielen: Polypharmazie im Alter (Multimedikation), Adäquate medikamentöse Therapie in Pflegeeinrichtungen, Kontrazeption, Methodenwahl, Schutz vor Über- und Unterversorgung – gemeinsam entscheiden, Verhaltensauffälligkeiten und psychische Symptome der Demenz, Geriatrische Untersuchung, Schmerzbehandlung, Grundsätze, Schmerzbewertung und Schmerzbehandlung bei Demenz sowie Nachlassende Gesundheit im Alter.

Zur klinischen Relevanz von Interaktionen gibt es laut der DEGAM-Leitlinie Multimedikation  wenig Evidenz. Selbstverständlich sollten dennoch bei jeder medikamentösen Therapie wichtige Interaktionen berücksichtigt werden. Es ist jedoch schwierig, bei den verschiedenen Angeboten zur Überprüfung von Wechselwirkungen den Überblick zu behalten. Welche der (z. B. durch im Hintergrund der Praxissoftware laufende Interaktions-Checks) angezeigten Interaktionen sind überhaupt klinisch relevant? Wenn ein Interaktions-Checker zu viele irrelevante Wechselwirkungen anzeigt, besteht die Gefahr, dass die wirklich relevanten überlesen und ignoriert werden. Aber schwerwiegende Interaktionen und Kontraindikationen sollten im hausärztlichen Alltag nicht übersehen werden.

Der US-amerikanische Interaktions-Checker von Drugs.com  wird häufig verwendet. Dieser bezieht sich allerdings auf den amerikanischen Markt. Somit wird ein Teil des deutschen Arzneimittelmarktes nicht abgebildet. Die Drugs.com zugrunde liegenden Daten basieren nach eigenen Angaben auf verschiedenen seriösen und verlässlichen Quellen. Aber eine prospektive Kohortenstudie von 2017  errechnete für diesen Interaktions-Checker eine Sensitivität von 40 % für die Erkennung von schwerwiegenden durch Interaktionen verursachten Nebenwirkungen und einen sehr niedrigen positiven prädiktiven Wert von 7 %. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine durch dieses Tool erkannte Interaktion auch tatsächlich zu Nebenwirkungen führt, sehr niedrig ist.

Die nun bei Deximed verlinkte wirkstoffbezogene Wechselwirkungssuche der atd Arzneimitteldatenbank basiert in der Regel auf deutschen Fachinformationen und zusätzlich auch auf US-amerikanischen Produktinformationen. Außerdem werden u. a. Behördenmeldungen und Berichte aus der Literatur berücksichtigt. Hierzu werden die Quellen angegeben. Die gezeigten Wechselwirkungen werden als „klinisch bedeutsam“ oder „fraglich klinisch bedeutsam“ gekennzeichnet, was die Einschätzung im Praxisalltag erheblich erleichtert. Die zugrunde liegenden Daten stammen nicht von einem kommerziellen Datenbankanbieter, sondern werden von den Redakteur*innen der atd Arzneimitteldatenbank zusammengetragen. Die Sensitivität der Wechselwirkungssuche der atd Arzneimitteldatenbank für das Erkennen von interaktionsbedingten Nebenwirkungen wurde bisher nicht untersucht. Sicher ist, dass die Datenbasis frei von Interessenkonflikten ist und auf verlässlichen Daten basiert.

Im Rahmen der oben genannten Studie von 2017 waren die häufigsten schwerwiegenden Interaktionseffekte, die zu einer Klinikaufnahme geführt hatten, Blutungen (z. B. unter Warfarin und Setralin), Hyperkaliämie (z. B. unter Spironolacton und ACE-Hemmer) sowie Digitalis-Intoxikationen und Hypotonie aufgrund verschiedener Interaktionen. In der DEGAM-Leitlinie Multimedikation sind beispielsweise folgende Interaktionen als relevant hervorgehoben: Statine sollten wegen des erhöhten Risikos einer Rhabdomyolyse nicht mit Makrolidantibiotika kombiniert werden. Eine Kombination von Phenprocoumon mit Trimetoprim, Metronidazol, Doxycyclin, Makroliden, Allopurinol und einigen weiteren Wirkstoffen ist wegen Wirkverstärkung oder -abschwächung und ggf. erhöhtem Blutungsrisiko ebenfalls zu vermeiden. Eine Kombination aus NSAR mit Glukokortikoiden oder SSRI erhöht das Risiko einer GI-Blutung. Weitere wichtige Interaktionen sind auf S. 119–120 der Leitlinie  zu finden. Besonders zu achten ist auf QT-Zeit-Verlängerungen und die vielen Interaktionen mit Johanniskraut.

Das Thema Medikamenten-Interaktionen ist komplex und unübersichtlich. Interaktions-Checks durch Apotheken und in der Praxissoftware hinterlegte Interaktions-Checker können hilfreich sein. Dennoch ist es wichtig, sich bei der Verordnung, besonders von Langzeit-Medikation, ein eigenes Bild zu machen. Wir möchten Ihnen mit unserer neuen Verlinkung hierbei eine praktische Unterstützung bieten.

Marlies Karsch (Chefredakteurin)

 

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