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Akutversorgung von Kindern in der Hausarztpraxis

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Obwohl viele Kinder in Hausarztpraxen betreut werden, fehlt doch die tägliche Routine, wenn einmal eine ernste Erkrankung vorliegt. Um Sie hier zu unterstützen, haben wir unsere Artikel Kopfschmerzen bei Kindern, Atembeschwerden im Kindesalter und Schwellungen am Hals bei Kindern revidiert. Außerdem finden Sie in Deximed zahlreiche weitere Artikel zu medizinischen Fragestellungen bei Kindern. Sie sind speziell auf die Versorgungsmöglichkeiten in der Hausarztpraxis zugeschnitten.

Kinder mit Atemnot können im Vergleich zu Erwachsenen rascher dekompensieren. Das liegt unter anderem an einer geringeren Retraktionskraft des Lungengerüsts mit Gefahr des Atemwegskollapses, einer höheren Atemarbeit durch eher horizontal liegende Rippen und der höheren Reagibilität auf exogene Reize. Die häufigsten Ursachen für kindliche Atemnot sind virale und bakterielle Infekte und obstruktive Atemwegserkrankungen. Fremdkörperaspirationen kommen gelegentlich vor, und eine Epiglottitis ist eine seltene Ursache.
Zur klinischen Beurteilung von Atemnot bei Kindern und anderen pädiatrischen Notfällen wird das Pädiatrische Beurteilungsdreieck (Pediatric Assessment Triangle, PAT) verwendet. Durch die Beurteilung von drei Kriterien (Allgemeinzustand, Atmung, Haut) können kritisch kranke Kinder schnell erfasst werden. Dies erfordert keine aufwändige Ausrüstung und basiert auf dem auditiven und visuellen Eindruck. Bei der Einschätzung des Allgemeinzustands soll auf Wachheit, Interaktion, Muskeltonus und Sprachauffälligkeiten geachtet werden. Die Atmung wird anhand des Vorhandenseins von Stridor, Giemen, Stöhnen, Einziehungen und Nasenflügeln eingeschätzt. Die Hautperfusion wird anhand von Blässe, Zyanose und Marmorierung erfasst. Beeinträchtigung eines der drei Kriterien gilt als Alarmzeichen. Bei Beeinträchtigung von zwei oder drei Kriterien gilt das Kind als kritisch krank.

Indikationen zu notfallmäßigen Klinikeinweisung bei Kindern mit Atemnot sind Fremdkörperaspiration, Anaphylaxie, Pneumothorax, V. a. systemische Erkrankung, wie Ketoazidose oder Sepsis, eine Sauerstoffsättigung unter 92 % bei unterschiedlichen Ätiologien und klinische Zeichen einer kritischen Erkrankung im Pädiatrischen Beurteilungsdreieck.

Kopfschmerz ist im Kindes- und Jugendalter sehr häufig. Am häufigsten sind Spannungskopfschmerzen, Migräne und Kopfschmerz vom Mischtyp. Obwohl Eltern deswegen häufig besorgt sind, sind sekundäre Kopfschmerzen, z. B. durch einen Hirntumor, selten. Warnsignale für einen abwendbar gefährlichen Verlauf sind unter anderem akute neuartige Kopfschmerzen, rasch zunehmende Stärke und/oder Frequenz, Änderung des Schmerzcharakters, lageabhängige und/oder morgendliche Kopfschmerzen mit Nüchtern-Erbrechen, nächtliches Erwachen wegen Kopfschmerzen, neurologische Ausfälle, Wesensveränderung und Fieber. Kopfschmerzen bei Kindern unter 6 Jahren sind ebenfalls ein Warnzeichen und erfordern eine Abklärung.

Schwellungen am Hals bei Kindern sind meist durch Lymphknotenschwellungen verursacht. Allerdings können auch ernste Erkrankungen die Ursache sein. Alterstypische Lymphknoten im Kleinkind- und im frühen Schulalter sind in der Regel kleiner als 1 cm, weich, verschieblich und schmerzlos. Sie zeigen keine Entzündungsreaktion und sind an typischen Lokalisationen zervikal und oder inguinal lokalisiert.

Hinweise auf infektiöse Ursachen sind lokale Eintrittspforten, Hinweise auf Infektionskrankheit, z. B. EBV, Schmerzen und Rötung. Maligne Lymphome sind aber ebenfalls möglich. Ca. 6 % aller Malignome bei Kindern unter 15 Jahren sind Non-Hodgkin-Lymphome. Unser Artikel enthält eine Tabelle mit Unterscheidungskriterien zwischen benignen rund malignen Lymphknotenschwellungen . Lymphknotenschwellungen, die nicht durch banale, meist virale Infektionen oder für das Kindesalter typische Infektionskrankheiten erklärt werden können oder sich nicht innerhalb 4–6 Wochen (Größennormalisierung binnen 8–12 Wochen) zurückbilden, sollten abgeklärt werden.

Andere Ursachen einer Schwellung im Halsbereich können eine Sialadenitis, Traumata, Schilddrüsenerkrankungen sowie Hauttumoren sein. Der häufigste gutartige Hauttumor im Kopf-Halsbereich ist das infantile Hämangiom. Aber auch maligne Tumoren können vorkommen, z. B. Rhabdomyosarkome.

Zum möglichst schnellen Nachschlagen in pädiatrischen Notfallsituationen finden Sie bei uns beispielsweise die Artikel Erweiterte Maßnahmen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung bei KindernAsthmaanfall bei Kindern und Jugendlichen, Akutbehandlung, Kopfverletzungen, Akutbehandlung, Anaphylaxie, Erste Hilfe sowie Bewusstlosigkeit bei Kindern.

Marlies Karsch (Chefredakteurin)

 

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